: Glatt, groß, hell: drei Obsessionen
Europa und die USA: der Wunsch nach StraffheitAfrikaner und Asiaten können schlecht das Gejammer der Weißen über Falten und Hängebacken im Gesicht nachvollziehen. Denn Menschen eurasischen Typs, also Weiße, haben im Durchschnitt ein dünneres Unterhautfettgewebe als Schwarze oder Asiaten. Die Folge: Die Haut der Weißen fängt ab dem mittleren Alter an zu hängen, bedingt durch Schwerkraft und Austrocknen. Facelifting wird daher häufiger in den USA und in Europa, weniger jedoch in Asien, Arabien oder gar Afrika verlangt.Das Facelifting ist ein höchst aggressiver Eingriff: Ausgehend von Schnitten an den Ohren wird die gesamte Wangenhaut bis zur Nase abgelöst, dabei auch die Empfindungsnerven zur Gesichtshaut durchtrennt. Dann wird die Haut straff gezogen und im Ohrbereich wieder zusammengenäht.
Fernöstliche Länder: die Sehnsucht, höher gewachsen zu seinNormal große Mitteleuropäer können sich nicht vorstellen, was es bedeutet, sich „zu klein“ zu fühlen. Mit der Globalisierung ist besonders in China das Thema Körperhöhe für viele Männer und Frauen zur Obsession geworden. In China beträgt die Durchschnittsgröße für Männer 168, für Frauen 157 Zentimeter.Beinverlängerungen – wohl die schmerzvollste und gefährlichste Schönheitsoperation der Welt – werden in China angeboten. Die Unterschenkelknochen werden durchsägt und mit Stahlnägeln in einem Streckinstrument fixiert. Durch tägliches Nachspannen wird auf die Knochen ein mechanischer Reiz ausgeübt, nachzuwachsen und sich so zu „verlängern“. In sechs Monaten Bettruhe können so sieben Zentimeter gewonnen werden. Nicht selten aber behalten die PatientInnen Spätschäden zurück und können nicht mehr problemlos laufen oder rennen.
Afrika, Südamerika und Asien: der Wunsch nach hellerer HautEs sind nur allerkleinste Hautzellen, die Melanozyten, die für die Pigmentbildung verantwortlich sind. Doch viele Menschen in Südamerika, Indien und Afrika machen an ihnen ihre Heirats- und Jobchancen fest.Viele dunkelhäutige Menschen wünschen sich eine blockierte oder verlangsamte Pigmentbildung. Am effektivsten und schädlichsten sind Cremes mit Hydrochinon, das die Pigmentbildung blockiert, aber auch für hässliche Flecken sorgen kann und Krebs erzeugend wirkt (siehe Text oben). Bis auf die USA ist Hydrochinon heute weltweit verboten. Stattdessen gibt es Wirkstoffe wie Alpha Arbutin, die nicht als schädlich gelten, aber auch eine sehr viel geringere optische Wirkung erzielen. Beiersdorf setzt in seinen Produkten für Afrika vor allem auf eine neue Kombination von starken Sonnenfiltern, denn auch pigmentreiche Haut dunkelt durch UV-Strahlen im Laufe des Lebens nach. BD
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