kurzkritik: Sarah Bettens struppig
Wie ein Jungstrio schlendern die T-Shirt-Wesen zur Unplugged-Session: Sarah Bettens ist im Sendesaal (2.8.). Das von Radio Bremen 4 rekrutierte Publikum weiß aus dem MTV-Fernsehen, dass es jetzt spitze Teenie-Schreie auszustoßen hat. Und so geschieht es. Die vorsprachliche Begeisterung gilt weder dem Gitarristen (trägt Halsband) noch dem Bassisten (trägt schlecht rasierte Glatze), sondern dem Schlaks mit der positiv fidelen Ausstrahlung. Seine Stimme erhebt sich in wunderschön gedehnten Spannungsbögen, so zerbrechlich wie kraftvoll, chansonesk verraucht und jede Note unwiderstehlich emotionalisierend. Das muss Sarah Bettens sein, die zu Poprockruhm gekommene Frontfrau von K‘s Choice. Nach ihrem Umzug aus der Hetero-Ehe in die Homo-Beziehung startet sie nun eine Solokarriere. Bettens singt inniger, leidenschaftlicher. Während die Musik noch konventioneller gestaltet ist als bei K‘s Choice. Leicht auf der Blockflöte mitzuspielende Melodien, einfache Akkorde und autotherapeutisch schlichte Lyrics über Verwirrung, Hoffnung, Liebe, Zweifel und Intoleranz. Wohlfeiler Mainstream, für die CD gern struppig auf Rock gebürstet, live aber balladenklampfig serviert. Mit entwaffnendem Charme. Die Stimme kann sich bestens entfalten, hat das charaktervolle Etwas, das harmlos nettes Schrammeln zu einem Hörerlebnis macht.
Jens Fischer
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