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Im Fundamt kann man auch alt werden

Die Viertelbewohner werden immer älter – und wollen auch mit 65 nicht wegziehen. Die Heimstiftung trägt diesem Trend jetzt Rechnung und baut die alte Feuerwache zu einer nicht ganz billigen Hausgemeinschaft für SeniorInnen und Kinder aus

Bremen taz ■ Das rostige Schild hängt noch da und weist den Weg 50 Meter weiter, ins ehemalige Fundamt im Viertel. Doch in den kommenden zwölf Monaten entstehen hier elf neue Wohnungen für Seniorinnen, mit denen die Bremer Heimstiftung ihr „Haus im Viertel“ erweitert. Gestern wurde der Grundstein gelegt, mit dem das Ensemble entlang der Seiler- und Taubenstraße erweitert wird. Seit 1988 sind dort 90 Wohnungen entstanden. Die Baukosten betragen insgesamt drei Millionen Euro.

Mit dem Projekt will die Heimstiftung „dem Trend zum Wohnen im Stadtteil“ Rechnung tragen, so Alexander Künzel, Vorstand der Heimstiftung. Die ViertelbewohnerInnen sollen auch im Alter ihre gewohnte Umgebung nicht verlassen müssen. Noch sind hier drei von vier HeimbewohnerInnen „Zugereiste“, sagt Ursula Schnell, Leiterin des Hauses im Viertel. „Sie ziehen im Alter von überall hierher – zu ihren Kindern.“

Der Anteil der über 65-Jährigen liegt in der östlichen Vorstadt momentan bei 13 Prozent, stadtweit sind schon mehr als 100.000 Menschen älter als 65. Gleichzeitig steigt die Alterskurve auch im Viertel bereits seit 1970 kontinuierlich an – während die Wohnbevölkerung langsam, aber stetig abnimmt, wie die Daten des statistischen Landesamtes belegen. Inzwischen liegt das Durchschnittsalter im Viertel bei über 40 Jahren.

Zugleich werden die BewohnerInnen der Altenheime immer jünger, so Schnell, „schon mit 60 ziehen einige dort ein.“ Knapp 800 Euro kostet eine 55 Quadratmeter große Wohnung im Viertel inklusive der Nebenkosten, Verpflegung und individuelle Pflege kosten extra. Und wer auf 80 Quadratmetern wohnen will, muss rund 1.000 Euro zahlen.

Ins ehemalige Fundamt einziehen werden im kommenden Jahr aber nicht nur einige SeniorInnen und ein ambulanter Pflegeservice des Paritätischen Wohlfahrtsdienstes – sondern auch ein Montessori-Kindergarten, die Frühförderstelle der Hans-Wendt-Stiftung und ein Buddhistisches Zentrum.

Das Erdgeschoss – 1895 als Feuerwache erbaut – ist für eine Begegnungsstätte mit täglichem Mittagstisch und Café reserviert. Im ersten Stock veranstaltet die Volkshochschule künftig Kurse, im Obergeschoss des 1.000 Quadratmeter großen Backsteinhauses zieht eine achtköpfige Wohngemeinschaft für Demenzkranke ein. Auch der ehemalige Schlauchturm bleibt erhalten – als Künstleratelier.

Früher habe man die SeniorInnen einfach „weggeschoben“, sagt Harm Haslob, der als Architekt vor 30 Jahren das Rembertistift zeichnete – die erste Wohnanlage seiner Art in innerstädtischer Lage, so Haslob, der am Haus im Viertel baut. „Damals suchten die alten Menschen ihre Ruhe, heute wollen sie in der Stadt wohnen.“

Das generationsübergreifende Konzept soll jetzt auch in Walle Schule machen. Dort will die Heimstiftung ab September den ehemaligen Wasserturm wieder aufbauen und 80 Wohnungen errichten – mit ähnlichem Konzept wie im Viertel. mnz

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