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Schwarzer Tag für USA im Irak

14 US-Elitesoldaten bei Bombenanschlag getötet: Schwerster Verlust seit 2003. In der Provinz Anfal an der Grenze zu Syrien werden die Kämpfe immer heftiger

BAGDAD/KERBELA/KIRKUK rtr/ap/dpa ■ Anschläge im Irak haben insgesamt 21 US-Soldaten das Leben gekostet. 14 US-Elitesoldaten sowie ein Übersetzer starben zwei Kilometer südlich der Stadt Haditha in der Provinz Anbar, die als Hochburg der Aufständischen im Irak gilt, als eine Bombe ihr Amphibienfahrzeug zerfetzte. Es war der schwerste einzelne Angriff auf die US-Streitkräfte seit Beginn des Irakkrieges im Frühjahr 2003 und die zweite größere Attacke auf die US-Armee in der Region binnen drei Tagen. In derselben Gegend fielen nach US-Angaben von gestern am Montag sechs Soldaten einem anderen Überfall zum Opfer. In der nahe gelegenen Stadt Hit wurde außerdem ein US-Marine-Infanterist per Autobombe getötet.

Anwohner berichteten, Mitglieder der Extremistengruppe Ansar al-Sunna hätten Flugblätter verteilt, in denen sie sich zu der Tat vom Montag bekannten. Die Gruppe sagte auch, sie habe einen US-Soldat geköpft. Nach dem Angriff vom Montag waren auf dem Markt von Haditha vermummte Iraker aufgetaucht, die US-Armeehelme und -jacken trugen. Gestern erklärte die Gruppe im Internet, bei dem Angriff auch einen US-Soldaten als Geisel genommen zu haben. Sie werde bald Fotos veröffentlichen. Eine Bestätigung lag zunächst nicht vor.

Insgesamt kamen damit seit Beginn des Kriegs mindestens 1.820 US-Soldaten im Irak ums Leben. Das irakische Verteidigungsministerium erklärte am Dienstag, allein seit Anfang April seien mehr als 2.700 Iraker, die Hälfte davon Zivilpersonen, Opfer von Gewalttaten Aufständischer geworden.

Die irakische Polizei nahm unterdessen nach eigenen Angaben einen Vertrauten von Abu Mussab al-Sarkawi fest, einem jordanischen Anführer der irakischen Aufständischen. Raad al-Wandawi wurde am Dienstagabend südlich von Kerbela in Gewahrsam genommen, wie ein Polizeisprecher gestern bekannt gab. Er soll seine Beteiligung an einem Anschlag gestanden haben, bei dem im Februar 2004 während des schiitischen Aschura-Festes mehr als 180 Menschen ums Leben kamen.

Unterdessen kehren immer mehr Kurden in die nordirakische Stadt Kirkuk zurück, von wo sie unter Saddam Hussein vertrieben worden waren. Tausende begannen am Dienstag mit der offiziellen Registrierung als Einwohner der Stadt. Kurdische Kommunalpolitiker haben Angehörige ihrer Volksgruppe aufgefordert, sich polizeilich anzumelden, um den Kurden eine klare Mehrheit in Kirkuk und der umliegenden Provinz zu sichern. Der Aufruf erfolgte angesichts der laufenden Verhandlungen über eine neue irakische Verfassung, die aller Wahrscheinlichkeit einen föderalen Staat propagieren wird. Die Kurden versprechen sich davon eine weitgehende Selbstverwaltung im Norden des Landes. Unter Saddam Hussein wurden in den 80er-Jahren etwa 80.000 Kurden aus der Gegend von Kirkuk vertrieben.

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