Kämpfe in Khartum

Zahlreiche Menschen fliehen aus Sudans Hauptstadt nach andauernder Gewalt. Über 90 Tote. Angst vor Bürgerkrieg

KHARTUM rtr/afp/taz ■ Zum dritten Tag in Folge ist Sudans Hauptstadt Khartum gestern von Gewalt zwischen arabischen Nordsudanesen und schwarzafrikanischen Südsudanesen erschüttert worden. In Autokolonnen ergriffen verängstigte Bewohner die Flucht aus dem Stadtzentrum, während Lastwagen voller schwerbewaffneter Soldaten in die umgekehrte Richtung unterwegs waren, berichteten Augenzeugen. Es seien Schüsse zu hören, Tränengas sei eingesetzt worden. Viele Menschen seien mit Stöcken, Macheten und Gewehren unterwegs.

Zuvor hatte ein Gerücht die Runde gemacht, dass der mächtigste südsudanesische Widersacher des am Wochenende per Hubschrauberabsturz ums Leben gekommenen Rebellenführers John Garang auch tot sei. Paulino Matip, Führer der SSDF (Südsudanesische Verteidigungsmacht), sei in Khartum umgebracht worden, hieß es. Matip hatte am Dienstag Garangs Tod als „natürlich und prädestiniert“ bezeichnet. Die Regierung dementierte Matips Tod.

UN-Quellen sprachen gestern von 20 Toten in Khartum allein in der vorherigen Nacht. Am Montag und Dienstag sollen insgesamt mindestens 71 Menschen getötet worden sein. Am Montag waren zunächst wütende Südsudanesen auf Araber losgegangen, bevor es am Dienstag zu Racheakten kam. Manche Beobachter fürchten nun einen Bürgerkrieg. Viele Südsudanesen hätten jetzt Angst, auf die Straße zu gehen.