piwik no script img

Festnahme an der Grenze

■ Journalist wurde mit Fluchthelfer verwechselt

Berlin (taz) - Der deutsche Journalist Ulrich Tilgner ist am Dienstagabend bei der Einreise nach Dänemark festgenommen worden, weil die Polizei ihn mit einem gesuchten Fluchthelfer verwechselt und bereits an Bord der Fähre von Puttarden nach Rödby beschattet hatte. Tilgner. der freiberuflich tätig ist, hatte im Rahmen einer Recherche eine Gruppe iranischer Flüchtlinge - darunter auch ehemalige Insassen und Folteropfer des berüchtigten Theheraner Evon– Gefängnisses - auf der Überfahrt nach Dänemark begleitet. Wie der Journalist beobachten konnte, hatten die Flüchtlinge zuvor die Kontrollen des Bundesgrenzschutzes passieren können, obwohl sie keinen Sichtvermerk für Dänemark in ihren Pässen hatten. Wie sich herausstellte, waren die dänischen Polizeibeamten auf der Suche nach einem professionellen Fluchthelfer. Die Polizisten hatten Tilgner seit Betreten der Fähre beschattet. Sie beobachteten, wie er die Pässe der Flüchtlinge entgegennahm. Wie Tilgner gegenüber der taz erklärte, habe er die Papiere sichergestellt, da die Flüchtlinge, die in Dänemark politisches Asyl ersuchen wollten, sie sonst vernichtet hätten. Beim Verlassen des Schiffes wurde der Journalist von den Polizeibeamten festgenommen, als er die Pässe der 23 Personen umfassenden Gruppe mit sich führte. Nach 24stündiger Haft wurde er am Mittwochabend dem Richter vorgeführt. Da sich seine Aussagen mit denen der Iraner deckten, wurde er lediglich wegen Beihilfe zu illegaler Einreise zu einer Geldstrafe in Höhe von 270 DM verurteilt. Die Prozeß–, Anwalts– und Dolmetscherkosten mußte er nicht übernehmen. Den Flüchtlingen selbst wurde jedoch nichts angelastet. Sie beantragten in Dänemark politisches Asyl. Der Journalist ist inzwischen in die Bundesrepublik zurückgekehrt. bs

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen