: „Mit Terroristen verhandelt man nicht“
■ Rechtsextreme Polizeikreise machen der französischen Regierung zu schaffen / „Französische Befreiungsfront“ fordert schärferes Vorgehen gegen „arabische Terroristen“ / Solidaritätskomitee für arabische Gefangene droht mit blutiger Attentatsserie
Berlin (taz) - „Wir lassen der Regierung noch eine Chance, sich nicht weiter den arabischen Terroristen zu beugen. Danach werden wir unsere Pflicht tun“, heißt es in einem Schreiben, das eine mysteriöse „Französische Befreiungsfront“ vor wenigen Tagen an die französische Tageszeitung Le Monde schickte. Mit den arabischen Terroristen sind angebliche Verbindungsleute der libanesischen Gruppen FARL (Fractions Armees Revolutionaires Libanaises), der schiitischen Amal und der fundamental–islamischen Hizballah gemeint. Nach Ansicht der „Franzö sischen Befreiungsfront“ bereiten diese Gruppen eine neue Bombenserie vor, um die Freilassung des angeblichen FARL– Chefs Georges Abdallah Ibrahim, des Kommandochefs der armenischen ASALA, Waroujan Karbedjian, und des Iraners Anis Nakkach, der am mißglückten Attentat auf den ehemaligen iranischen Premierminister Schapur Bakhtiar 1980 beteiligt war, zu erlangen. Die drei sitzen in französischen Knästen ein. Was die französischen Behörden Le Monde zufolge beunruhigt, sind einige Details in dem Schreiben der Befreiungsfront, die darauf hinweisen, daß die Au toren der Schrift außergewöhnlich gute Kenntnisse über geheimdienstliche Aktionen haben und sich deshalb der Schluß aufdrängt, daß sie rechtsextremistischen Polizeikreisen entstammen. Auf der anderen Seite wird die französische Regierung von der CSPPA, dem Solidaritätskomitee für die arabischen und nahöstlichen politischen Gefangenen, unter Druck gesetzt. Nachdem die CSPPA schon vor einigen Tagen gedroht hatte, die blutige Attentatsserie wiederaufzunehmen, durch die sie im Frühjahr auf sich aufmerksam gemacht hatte, machte sie am Donnerstag prompt mit einem mißglückten Bomben attentat in der Pariser Metro ernst. Auf das Konto der CSPPA gehen die Anschläge auf die Kaufhäuser Printemps und Galeries Lafayette am 7. Dezember, auf den Buchladen Gibert Jeune im Februar dieses Jahres sowie auf den Hochgeschwindigkeitszug Paris–Lyon und eine Galerie der Champs–Elysees im März. Die französische Regierung hat nun die Wahl zwischen den dumpfen Drohungen aus dem eigenen Apparat und weiteren blindwütigen Attentaten durch ausländische Terrorgruppen. Bislang scheint die Attentatsdrohung noch wirksamer zu sein: Am Donnerstag erklärte der Außenminister Jean– Bernard Raimond in einem Radiointerview, es gebe keine unüberwindbaren Schwierigkeiten in den Geprächen mit den Geiselnehmern im Libanon, in deren Händen sich noch sieben französische Geiseln befinden. Die fundamentalistische Organisation Islamischer Heiliger Krieg hatte zuvor von Frankreich eine neue, proiranische Nahostpolitik gefordert und mit dem Tod einer Geisel, des Pariser Journalisten Jean–Paul Kauffmann, gedroht. Die Position der „Französischen Befreiungsfront“ dazu ist klar: „Es reicht, mit Terroristen verhandelt man nicht“, heißt es am Ende ihres Kommuniques. ant
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