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Vatikanische Prozedur

■ Zur Kandidatenkür für den zukünftigen IG Metall–Vorstand

Die Auswahlprozedur für Spitzenämter hat in der IG Metall wie in anderen Gewerkschaften etwas Vatikanisches an sich. Da wird nichts dem Zufall oder gar dem freien Streit der Meinungen und Personen überlassen. Öffentliche oder wenigstens gewerkschaftsöffentliche Auseinandersetzung findet nicht statt. Es gibt keine offenen Kandidaturen. Allenfalls kann man sich ins Gespräch bringen und damit den Stoff für die organisationsinterne Gerüchteküche liefern. Mit dem jetzt veröffentlichten Vorschlag des IG Metall– Vorstandes für den zukünftigen Geschäftsführenden Vorstand der Gewerkschaft sind die personellen Weichen für die Ära Steinkühler gestellt. In der größten Einzelgewerkschaft des DGB werden ab Oktober die pragmatischen, dynamischen „Macher“ zwischen 40 und 50 das Sagen haben. Jene Generation gewerkschaftlicher Spitzenfunktionäre, deren politisches Profil durch Krieg und Nachkriegszeit geprägt wurde, tritt nun ab. Die zwischen der Frankfurter Zentrale und dem Stuttgarter Bezirk immer wieder aufflackernden Konflikte um die tarifpolitische Strategie der IG Metall dürften auch in Zukunft weiterschwelen. Aber das Gewicht der Stuttgarter wird in der Ära Steinkühler größer sein als zuvor. Diesem machtpolitischen Kalkül des zukünftigen Ersten Vorsitzenden ist schon im Vorfeld der Gedanke geopfert worden, durch die Wahl einer zweiten Frau in den Vorstand ein politisches Signal in ganz anderer Richtung zu setzen. Martin Kempe

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