Ausländer dringend gebraucht

■ Ausländerbeauftragte der Bundesregierung legte Bericht für Beschäftigungssituation von Ausländern vor Bedeutung ausländischer Arbeitnehmer für deutsche Wirtschaft wird steigen / Mehr Rechte gefordert

Berlin (taz) -“Es ist völlig falsch, anzunehmen, daß die ausländischen Arbeitnehmer den Deutschen die Arbeitsplätze wegnehmen.“ So lautet das Fazit des „Berichts zur Ausländerbeschäftigung“, den Liselotte Funke, die Ausländerbeauftragte der Bundesregierung, gestern vorstellte. Ausländer arbeiten vor allem in den Bereichen, für die es kaum deutsche Arbeitssuchende gibt: im Untertagebau, in Stahlwerken, im Fahrzeugbau sowie in der Nachtschichtarbeit. In diesen Gewerbezweigen deuten sich sogar schon Schwierigkeiten an, überhaupt Arbeitskräfte zu finden. Die ausländischen Arbeitnehmer stellen außerdem eine wichtige Verbrauchergruppe dar, sie geben z. B. für Elektronik, Möbel und Kraftfahrzeuge mehr Geld aus als ihre deutschen Kollegen. Darüber hinaus leisten sie einen wichtigen Beitrag zur Stabilisierung des Rentensystems: Da sie zumeist als junge Männer und Frauen in die Bundesrepublik gekommen sind, zahlen sie zwar in die Rentenkasse ein, erhalten jedoch bisher relativ wenig Leistungen. Auch in Zukunft werden wir, so Liselotte Funke, die ausländischen Arbeitnehmer dringend brauchen. Die Zahl der deutschen Schulabgänger wird ab 1987 stark zurückgehen. Es ist deshalb besonders wichtig, daß die ausländischen Jugendlichen eine gute Ausbildung erhalten, sonst droht in den 90er Jahren ein extremer Mangel an Facharbeitern. Die Bundesregierung rechnet damit, daß die Zahl der Ausländer in den nächsten Jahren etwa gleich bleiben wird. Der Anteil der Ausländer an der Bevölkerung ist in der Bundesrepublik mit rund sieben Prozent niedriger als in den meisten anderen europäischen Staaten. Liselotte Funke bezeichnete es als Mißstand, daß den meisten ausländischen Arbeitnehmern die Arbeitserlaubnis jederzeit entzogen werden kann. Sie fordert deshalb die rechtliche Verfestigung des Aufenthaltsstatus nach fünf bis acht Jahren. Darüber hinaus will sie sich für den ungehinderten Nachzug von Ehegatten und minderjährigen Kindern und für mehr politische Mitspracherechte der Ausländer einsetzen. tst