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WAA–Protest: Die Oberpfalz im Ausnahmezustand

■ Erfolgreiche Blockaden gegen die WAA in Wackersdorf / Polizeiaufgebot sorgte für noch mehr Behinderungen / 270 Festnahmen, Polizeischikanen und mehrere Demo–Verbote / BGS räumte leeren Platz

Aus Schwandorf Bernd Siegler

„Die Polizei, dein Freund und Helfer“. Bei den zweitägigen Blockadeaktionen im Landkreis Schwandorf, mit denen die Infrastruktur der WAA getroffen werden sollte, sorgte ein Großaufgebot der Polizei für die gewünschten Behinderungen. Während die WAA–Gegner in Kleingruppen und an verschiedenen Orten verstreut Blockaden errichteten und sich meist kurz nach dem Eintreffen der Polizeikräfte zerstreuten, blockierten Hundertschaften von Bundesgrenzschutz, Sondereinsatzkommandos und Bereitschaftspolizei aus dem ganzen Bundesgebiet die Bundes–, Staats und Kreisstraßen. Mehrere am Bau der WAA direkt beteiligte Firmen konnten in den Morgenstunden ebenso teilblockiert werden wie die Zufahrtswege zum WAA–Baugelände selbst. In Anspielung auf die „hohen Verluste der CSU bei den Landtagswahlen“ eine Woche zuvor begründete Erna Wellnhofer von der Schwandorfer BI die Blockadeaktionen: „Mit den Wahlen haben wir unseren parlamentarischen Widerstand gezeigt, doch war uns klar, daß das keine Konsequenzen haben wird.“ Mehrmals versuchte die Polizei, WAA–Gegner einzukesseln, einmal konnte die Umzingelung durchbrochen werden. In ihrer Aggressivität stachen die hessischen Bereitschaftspolizisten hervor, die LKW– und PKW–Fahrer aufforderten, die Blockaden aus Wollfäden und Transparenten zu durchbrechen, wobei sich einige WAA–Gegner nur in letzter Sekunde in Sicherheit bringen konnten. Fortsetzung auf Seite 2 Reportage auf Seite 5 Besonders erfolgreich waren Trödelblockaden auf der vielbefahrenen Bundesstraße 85 von Schwandorf nach Wackersdorf. Durch massive Fahrzeugkontrollen, Festnahmen von Langsamfahrern und Motorradkurieren versuchten die Einsatzkräfte den Verkehrsfluß aufrechtzuerhalten. Bis Redaktionsschluß wurden etwa 270 WAA–Gegner unter anderem in sogenannten „Unterbindungsgewahrsam“ genommen. Sämtliche für die Blockadetage geplanten Kundgebungen und Demonstrationen wurden zum Teil erst 15 Minuten vor Stattfinden auf Weisung des Innenministeriums verboten. In Burglengenfeld herrschte am Donnerstagabend der Ausnahmezustand. Nach einer verbotenen Kundgebung fuh ren Wasserwerfer auf dem Marktplatz auf, und etwa 500 Polizisten, unterstützt von Sondereinsatzkommandos, räumten den gesamten Platz, auf dem sich etwa 1.500 Bürger und WAA–Gegner aufgehalten hatten. Lächerlich machte sich die Polizei, als sie gestern nachmittag gegen eine permanente Nutzung des Zebrastreifens durch WAA–Gegner in der Innenstadt von Schwandorf mehrere Hunderschaften BGS aufmarschieren ließ und den Platz räumen wollte, aber keine WAA–Gegner mehr vorfand. Beide Male war die jeweils wichtigste Durchfahrtsstraße der Stadt mehrere Stunden blockiert. Die Bevölkerung reagierte durchweg verständnisvoll und positiv auf die Behinderungen.

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