: „Warten Sie auf die nächste Truppenparade“
■ Der Machtpoker auf den Philippinen geht weiter / Skeptische Reaktionen auf Aquinos Versöhnung mit dem Verteidigungsminister Harte Linie gegen Guerilla oder nur verbale Zugeständnisse für die Rechte? / Aquino optimistisch über Einigung mit NPA–Guerilla
Manila (wps/ap) - Skeptische Reaktionen aus allen politischen Lagern hat der am Dienstag ausgehandelte Kompromiß zwischen der philippinischen Präsidentin Corazon Aquino und Juan Ponce Enrile ausgelöst. Nachdem verschiedene Kabinettsmitglieder vehement den Rücktritt des Verteidigungsministers wegen mangelnder Loyalität gefordert hatten, entschied Aquino nach einem mitternächtlichen Treffen mit Enrile am Mittwoch dessen Verbleib auf seinem Posten und kündigte in einer vielbeachteten Rede eine härtere Gangart gegenüber der linken NPA–Guerilla an - eine alte Forderung des Ministers. Ausländische Diplomaten in Manila interpretierten dies als klaren Sieg Enriles, dem es gelungen sei, „die Regierung durch simple Drohgebärden ins rechte Lager zu treiben, ohne auch nur einen einzigen Schuß abzufeuern“. Die Machtverhältnisse seien geklärt, der Sieg könne bei Bedarf jeder zeit wiederholt werden. Demgegenüber erklärten Vertraute von Enrile, die Rede habe „die Lage kurzfristig stabilisiert, aber nichts an den grundlegenden Problemen geändert. Den Worten müssen Taten folgen“. Insbesondere wurde aus Enriles Lager mokiert, daß Aquino sich geweigert habe, die vom Verteidigungsminister als kommunistisch beeinflußt betrachteten Minister für Information, Transport und Arbeit sowie den wegen seiner eigenwilligen Personalpolitik kritisierten Minister Pimentel für Lokalverwaltung zu feuern. Nach den Worten des Verteidigungsministers haben Anhänger der NPA in mindestens 20 Prozent der über 40.000 Gemeinderäte des Landes die Mehrheit. Darüber hinaus begännen sie, sich im Informations– und im Transportministerium festzusetzen. Pimentel bezweifelte, ob Enrile in Zukunft seine Angriffe auf die Regierung einstellen wird. Sein Kommentar: „Warten Sie auf die nächste Truppenparade.“ Enrile selbst verkündete einem Bericht der Washington Post vom Donnerstag zufolge, in den Streitkräften gebe es Befürworter einer Guerillabekämpfung nach indonesischem Vorbild. In dem südostasiatischen Staat wurden in den 60er Jahren über eine Million Menschen umgebracht, um die KP wirkungsvoll zu zerschlagen. Corazon Aquino hat sich am Donnerstag optimistisch über Waffenstillstandsverhandlungen mit den kommunistischen Rebellen geäußert. In Manila erklärte sie, sie erwarte in naher Zukunft eine Vereinbarung über eine Feuerpause. Bauerndemo für Landreform Manila (taz) - „Land ja, Bomben nein“, unter diesem Motto demonstrierten am vergangenen Dienstag - genau 14 Jahre nach der Verkündung der letzten Landreform durch Ex–Diktator Marcos - rund 20.000 Bauern in der philippinischen Hauptstadt für eine tiefgreifende Bodenreform. Für die Landbevölkerung, so argumentierte die linke Bauernorganisation KMP, habe sich die Situation auch nach dem Regierungswechsel im vergangenen Februar nicht verbessert. Immer noch befände sich der größte Teil der Bauernschaft in Abhängigkeit von Pachtherren und Großgrundbesitzern, die Erzeugerpreise für die wichtigsten Produkte Reis und Kopra seien rückläufig, viele Bauern könnten sich nicht einmal das Schulgeld für die Kinder leisten. Vertreter von der Südinsel Mindanao wiesen darauf hin, daß auch unter Aquino die Militarisierung bestimmter ländlicher Gegenden zunehme. Tausende von Bauern seien in den vergangenen Monaten vom Militär vertrieben und an der Bearbeitung ihres Landes gehindert worden, weil das Militär sie verdächtigte, mit der linken NPA– Guerilla zu sympathisieren. Die Bauern, die in einem viertägigen Sternmarsch aus allen Teilen der Hauptinsel Luzon nach Manila marschiert waren, stellten der neuen Regierung vor allem drei Forderungen: die Ländereien von Ex–Diktator Marcos und seinen Günstlingen sollen beschlagnahmt und verteilt werden, Plantagen, die im Besitz des internationalen Agribusiness sind, sollen nationalisiert werden, feudale Landbesitzverhältnisse sollen generell abgeschafft werden: Das Land denen, die es bebauen. Winfried Scheewe
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