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Taktik geändert

■ Raus Rede vom SPD–Wahlparteitag

„Noch drei Monate bis zur Bundestagswahl!“ verkündete Johannes Rau am Wochenende. Es ist wie bei einem Fußballspiel, das längst entschieden ist. Eigentlich geht es nur noch darum, nicht noch ein Tor zu kassieren. Aber wenn die Mannschaft gar nicht mehr angreift, wird das Publikum sauer. Die SPDler haben jedoch einen entscheidenden Fehler gemacht: Schon wieder wurde in letzter Minute die Taktik geändert. Dabei hat schon das verlorene Bayern–Spiel gezeigt, daß das nichts bringt. Das Umschwenken in Sachen Atom–Ausstieg kam für Bayern viel zu spät und war unglaubwürdig. Und jetzt ist kurz vor dem Abpfiff ein neues Wahlkampthema auf dem Tablett. Die Rede ist kaum noch vom Ausstieg, von Abrüstung und Sozialpolitik. Stattdessen verspricht der Kandidat Steuererleichterungen. „Arbeit soll sich wieder lohnen“ - das hören die Deutschen sicher gern. Bruder Johannes spricht zu seinen Geschwistern: „Wenn ihr brav seid, dann bekommt ihr fünf Mark.“ „Arbeit soll sich wieder lohnen“ - in den Ohren eines Arbeitslosen muß das wie blanker Hohn klingen. Die sozialen Randgruppen sind als Wählerreservoir jedoch uninteressant. Deshalb geht Raus Konzept vielleicht sogar auf und beschert ihm einig zusätzliche Prozentpunkte. Alle Wähler, die sich bislang noch nicht zwischen Grün und Rot entschieden haben, sind damit jedoch endgültig vergrault. Luitgard Koch

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