P O R T R A I T Polnischer Hardliner

■ Der ehemalige polnische Innenminister und Polizeipräsident Moczar ist am Samstag gestorben

Der Polizeigeneral Moczar war eine überaus wichtige Figur der polnischen Nachkriegsgeschichte. Sein Name wurde zum Begriff. Er steht für starren Konservatismus kommunistischer Prägung, für extremen Autoritarismus, Chauvinismus und Antisemitismus, für rücksichtsloses Machtstreben. Sein Denken war geprägt von starren Feindbildschemata, in denen jüdisch–zionistische Verschwörer und intellektuelle Dissidenten die Hautprolle spielten. Nach 1945 bekleidete Moczar immer wieder führende Positionen im sogenannten Sicherheitsapparat. Er war einer der Hauptverantwortlichen für die Durchsetzung der kommunistischen Herrschaft gegen den Willen der polnischen Gesellschaft. Von 1948 bis 1981 gehörte er zur Parteiführung, zeitweise zur obersten Spitze. Er stützte sich auf eine Anhängerschaft im Offizierskorps und im Verband der ehemaligen Widerstandskämpfer, wo verdiente Altkommunisten das Sagen hatten, vor allem aber auf den Sicherheitsapparat. Bekannt wurde Moczar, damals Innenminister, vor allem in Zusammenhang mit dem sogenannten Polnischen März 1968, als er die Studenten und Intellektuellenbewegung zerschlug. Er wandte dabei nicht allein brutale Polizeimethoden an, sondern führte eine Propagandakampagne, in der Antisemitismus und Intellektuellenfeindlichkeit ungeheuerliche Blüten trieben. Leider verfehlte seine Propaganda, die er als Integrationsmittel benutzte, damals nicht ganz ihre Wirkung auf die polnische Gesellschaft, doch gelang es ihm letztlich nicht, sich gegen seine Machtkonkurrenten in der Partei durchzusetzen; auch ein Putschversuch gegen Gierek 1971 schlug fehl. Ganz entmachtet werden konnte er jedoch nie, und seit 1980 schien ihm im Zuge des Kampfes gegen die Solidarnocs ein spektakuläres Comeback zu gelingen. Seit 20 Jahren wirkte er als gefürchtete „Graue Eminenz“ der Hardliner–Fraktion der Partei, die mit ihm ihre Symbolfigur verloren hat. luwa FORTSETZUNG VON SEITE 1