: Der Niem: ein botanisches Wunder
Der Niem (Azadirachta Indica) gehört zur Familie der Mahagoni–Gewächse. Er ist ein immergrüner 10–15 Meter hoher Baum mit einer dichten runden Krone. Seine Blätter wirft er nur bei extremer Trockenheit ab. Die Pflanze entwickelt ein umfangreiches, bis zu 15 Meter tiefes Wurzelsystem und gedeiht sogar auf lehm– und humusarmen Sandböden trefflich. Das rötliche Niem–Holz ist hart, ausdauernd und resistent gegen Termiten. Die Blätter sind dunkelgrün und werden bis zu 35 cm lang. Die Niem–Blüten sind weiß und duften nach Honig. Die ovale Frucht ist 1,5 - 2,0 cm lang und wird in reifem Zustand gelb, sie enthält in der Regel einen, seltener zwei Samen, die von Vögeln gern gefressen werden. Der Niem blüht in den Monaten März bis Mai, seine Früchte reifen bis August. Die ersten Früchte kommen nach drei bis fünf Jahren. Ursprünglich zuhause ist der Niem in den trockenen Savannen Indiens (1984: 13.899.067 Bäume!), Pakistans, Malaysias, Indonesiens und Birmas. In Indien und Afrika wird er heute zur Aufforstung verwendet. Aufforstungsprogramme sind derzeit auf den Philippinen, in Nicaragua und China zugange. Die Inhalts stoffe von Niem (Samen und Blätter) sind wirksam gegen Insekten, Pilze, Nematoden und Milben. Das Spektrum der Schädlinge, gegen die A.indica eingesetzt werden kann, ist so groß, daß aus Platzgründen auf eine vollzählige Aufzählung verzichtet werden muß. Deshalb nur einige Beispiele. Niem hilft gegen Wanderheuschrecken, frei an Blättern fressende Raupen und Käferlarven, Kartoffelkäfer, Kohlmotte, Wanzen, Zikaden, Stechmücken u.v.a.m. Mit Niem lassen sich Schadorganismen in der Vorratshaltung, im Haus und auf dem Feld in Schach halten. Bekämpft werden können Pilzkrankheiten, Fadenwürmer und Milben sowie Insekten unterschiedlichster Lebensweise. Als Wachstumshemmer tötet Niem in der Regel Larven in verschiedenen Stadien ab. Das wirksamste Prinzip der vielen Inhaltsstoffe liegt im Azadirachtin, das ist eine komplexe chemische Verbindung, deren chemische Synthese nach heutigem Wissen viel zu aufwendig und teuer ist. Außerdem dürfte hier eine Wechselwirkung mit den vielen noch unbekannten Begleitstoffen vorliegen. Der Niem übt auf das spezifische Häutungshormon, das sogenannte ß–Ecdyson, eine „antihormonelle“ Wirkung aus. Die Metamorphose - z.B. die Entwicklung: Raupe, Puppe, Falter - wird gehemmt, es entstehen lebensunfähige Organismen. Durch die gleichen Stoffe wird auch der Appetit und das Sexualleben der Schädlinge beträchtlich geschmälert. Marienkäfer läßt Niem kalt, während etwa exponierte Blattläuse recht schnell den Löffel beiseite legen. Die Untersuchungen über die toxikologischen Eigenschaften von Niem–Extrakten haben deren völlige Unbedenklichkeit für Warmblütler und Säugetiere ergeben. In Indien, mittlerweile sogar in der BRD, wird Niem–Öl wegen seiner antiseptischen Eigenschaften zu Seife, Körper– und Haarpflegemitteln verarbeitet. In manchen Regionen werden Öl, Blätter und Rinde als Medizinalpflanzen verwendet, als Mittel gegen Malaria, Würmer, Hautausschläge, Geschwüre, Syphilis, Schlangenbisse und Skorpionstiche u.a.m. Der Niem gilt überdies als Bodenverbesserer, da er besonders tief wurzelt und die Nährstoffe der tieferen Bodenschichten aufschließt. Daß auch sein Holz optimal verarbeitbar und brennbar ist, muß nur der Vollständigkeit halber erwähnt werden.
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