: Große Fische überleben
■ Warum sind die Sandoz–Manager noch frei?
Mal vorausgesetzt, es gibt in dieser ekligen Giftbrühe, die sich Rhein nennt, zur Zeit noch einen lebenden Aal und mal vorausgesetzt, Aale könnten denken: Was würde ein solches Tier sich wohl am sinnvollsten wünschen? Keine Frage: ein großer Fisch zu sein, ein möglichst großer. Denn nur große Fische haben zur Zeit am Rhein die Chance zu überleben, denn sie allein genießen allseitigen Artenschutz. Während die kleinen Lebewesen dieser Spezies bäuchlings in der Giftsoße treiben, sitzen die großen Fische weiterhin auf den Managersesseln des Schweizer Chemie– Konzerns. Kein Verantwortlicher des Chemie–Konzerns, der die Schuld für die größte Gewässerkatastrophe in der Schweiz und der Bundesrepublik trägt, mußte sich bisher namentlich „Verbrecher“ nennen lassen. Kein Richter hat bisher einen Haftbefehl gegen die erlassen, die bisher reichlich an dem Gift verdienten, das nun Wasser und Boden rund um den Rhein auf absehbare Zeit zerstört. Stattdessen bleiben die Verantwortlichen für diese Giftküche schön bequem und anonym auf ihren Posten sitzen, lassen den Firmensprecher einmal brav „Entschuldigung“ sagen, als ob sie aus Versehen jemandem auf den Fuß getreten wären, und den Rest, auch wenns um einige Milliarden geht, den regelt dann schon die Versicherung. Aber wehe, wenn in Hanau die Scheiben eines Supermarktes klirren oder in Wackersdorf ein Bauzaun wackelt - dann ist der Landfrieden gestört und die „Störer“ werden nach der Verabreichung einiger Schläge auf den Hinterkopf mit vollem Namen der Presse genannt und unter Umständen dem Haftrichter vorgeführt. Wirklich, ein großer Fisch müßte man sein, da könnte man unbehelligt den Frieden tatsächlich stören - zu Wasser und zu Land. Vera Gaserow
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen