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„Leute, kauft südafrikanisch!“

■ Aus den internationalen Sanktionen gegen Südafrika wollen südafrikanische Geschäftsleute Nutzen ziehen / Wirtschaftsexperten sehen das eher skeptisch

„Leute, kauft südafrikanisch“, lautet die jüngste Devise einer Organisation, die dem „großen wirtschaftlichen Angriff des Auslands auf Südafrika“ begegnen will. „Jedermann kann seinen Teil dazu beisteuern, indem er südafrikanische Waren kauft“, sagt Daniel Schutte, Vorsitzender der Organisation „Pro Südafrika“. Auf etwa vier Milliarden Rand (etwa 3,6 Mrd DM) schätzt das südafrikanische Wirtschaftsministerium die Devisen, die jährlich gespart werden könnten, wenn bestimmte Produkte nicht mehr eingeführt, sondern am Kap hergestellt würden. Damit sind Importe an Nahrungs– und Genußmitteln sowie Konsumgütern gemeint. Whisky, vor allem aus Schottland, rangiert mit 73,5 Millionen Rand an der Spitze aller nicht unbedingt unersetzbaren Einfuhren. Gerade diesen Posten aber könne man einsparen, meinen Alkoholerzeuger bei Kapstadt, denn Südafrika erzeuge bereits Whisky von schottischer Qualität. „Wer südafrikanisch kauft, hilft Arbeitsplätze im eigenen Land sichern und fördert die Entwicklung der Wirtschaft“, verkündet „Pro Südafrika“– Sprecher Schutte. „Als Waffen– und Ölembargos gegen Südafrika verhängt wurden und die Zusammenarbeit im Nuklearbereich verweigert wurde, haben wir gezeigt, daß wir allein fertig werden können“, erinnert er. Dabei verweist Schutte auf die Produktion von Öl aus Steinkohle in den Sasol– Werken, den Aufbau einer Rüstungsindustrie zur Versorgung der Militärmaschinerie am Kap mit den meisten Waffen und auf die Entwicklung einer geheimen Methode zur Anreicherung von Uran. Obwohl in Umfragen vor allem die finanzkräf Die Möglichkeit, den Import durch Erzeugung im eigenen Land relativ leicht zu ersetzen, ist ihrer Ansicht nach weitgehend ausgeschöpft. Wenn wirklich größere Devisenausgaben durch Fertigung hochwertiger Waren im eigenen Land eingespart werden sollten, seien große Investitionen erforderlich. Die aber kann das Land mit 34 Millionen - vorwiegend wenig verdienenden - schwarzen Verbrauchern nicht verkraften. Erst wenn die Politiker in Pretoria deutliche Zeichen für wirklich tiefgreifende Veränderungen - vor allem im radikalen Abbau der Apartheid–Strukturen - setzen, kann Besserung auch der wirtschaftlichen Lage Südafrikas erwartet werden, mahnen führende Wirtschaftsmanager am Kap.

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