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Antes abgefeiert - Berliner Sumpf stinkt weiter

■ Ex–Baustadtrat zu fünf Jahren Haft wegen Bestechlichkeit verurteilt / Vorerst Haftverschonung / Staatsanwaltschaft erhofft sich von Antes Kooperation

Aus Berlin Plutonia Plarre

Der ehemalige Charlottenburger CDU–Baustadtrat Wolfgang Antes (42) wurde gestern von der 10. Großen Strafkammer des Berliner Landgerichts wegen Bestechlichkeit in vier Fällen und Vorteilsannahme zu fünf Jahren Freiheitsstrafe verurteilt. Das Urteil wurde sofort rechtskräftig. Nach einem Jahr U–Haft trat Antes aber keineswegs sofort seine Strafhaft an, sondern wurde bis auf weiteres nach Hause entlassen. Der Ex–Baustadtrat - Schlüsselfigur des beileibe nicht trocken gelegten Berliner Kooruptionssumpfes - war der letzte von ehemals acht Angeklagten (Baulöwen und Berliner Halbwelt– Größen) die sich seit April dieses Jahres vor Gericht verantworten mußten. Trotz belastender Aussagen seiner Mitangeklagten hatte Antes den Anklagevorwurf bis Anfang dieser Woche hartnäckig geleugnet. In einem überraschenden Geständnis offenbarte er dann, 300.000 Mark an Schmiergeldern im Zusammenhang mit Bauprojekten eingestrichen zu haben. Die Staatsanwaltschaft akzep tierte Antes Teilgeständnis „als kleinsten juristischen Nenner“ und stellte mit dem gestrigen Urteil drei weitere, noch gegen Antes anhängige Verfahren ein. Ob der Ex–Baustadtrat der Aufforderung der Staatsanwaltschaft nachkommt, indem er nun auch zur Aufklärung des noch verborgen modernden Sumpfes beiträgt, wird sich zeigen. Bestätigt hat er mit seinem Teilgeständnis zunächst einmal die Spendenliste des Baulöwen Kurt Franke. Zahlreiche Mitglieder des Berliner Senats und Abgeordnetenhauses, unter ihnen auch der jetzige Regierende Bürgermeister, hatten von Franke Geld erhalten. siehe auch Tagesthema Seite 3

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