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Notbremse gegen Reagan

■ Honduras fordert von den USA Abzug der Contra

Es ist nicht das erste Mal, daß ein honduranisches Regierungsmitglied die Antisandinisten aus dem Land werfen will. Ernst gemacht wurde damit bisher nicht. Aber diesmal sagt es Staatspräsident Azcona selbst, und wichtiger noch: Seine Aufforderung geht an die Vereinigten Staaten. Sie sollen die Contra aus Honduras hinaus– und nach Nicaragua hineinkomplimentieren. Ausgerechnet der engste Verbündete Washingtons in Zentralamerika widerspricht damit Reagans Propaganda (“ein Bürgerkrieg unter Nicaraguanern“) und gibt ungewollt den Sandinisten recht. Die sagen schon lange, daß die Contra von den USA gelenkt und ihr Krieg nur durch direkte Verhandlungen mit den USA beendet werden kann. Solche Verhandlungen haben vor drei Jahren in Mexiko stattgefunden. Ohne Ergebnis damals, weil die USA auf militärische Erfolge ihrer Contra–Zöglinge warteten. Mittlerweile aber glaubt niemand mehr an einen militärischen Sieg dieser Truppe. Der einzige „Erfolg“, den die Contra vorzeigen kann, ist die katastrophale Wirtschaftslage in Nicaragua. Militärisch dagegen steht sie zwischen Baum und Borke: Auf nicaraguanischem Territorium hat sie kaum noch feste Stützpunkte, und in Honduras hat sie den Süden des Landes zum Heerlager gemacht und wirtschaftlich ruiniert. Irgendwann mußte die honduranische Regierung die Notbremse ziehen. Für Ronald Reagan aber ist das mehr als unangenehm. 10.000 Mann mit ihrer Infrastruktur kurzerhand auf nicaraguanisches Territorium zu schicken - wie Azcona es fordert - würde sie den überlegenen sandinistischen Truppen ans Messer liefern. So bleibt Reagan nur ein - oft erprobtes - Tauschgeschäft: das hochverschuldete Honduras bekommt noch mehr Finanzhilfe - dafür darf die Contra bleiben. Doch ob der Schacher diesmal funktioniert, ist offen. Denn Azcona hat die Notbremse wohl kaum freiwillig gezogen. Michael Rediske

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