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Die „Schrecklichen“

■ Nach einem Korrespondentenbericht aus Schanghai steht hinter den jüngsten Demos ein Kreis von Studenten

Er ist 25 Jahre alt, studiert Architektur und will nicht, daß man seinen Namen nennt. Er gehöre einem Kreis von Kritikern an, deren Namen man mit „Die Schrecklichen“ übersetzen könnte. Diese Gruppe, so versichert er, haben die Demonstrationen in Shanghai ausgelöst. „Die Schrecklichen“ sind nach seinen Angaben vor allem Studenten der Pekinger Universitäten Beida und Qinghua. Aber es gebe auch einige an den Universitäten in Hefei (Provinz Anhui), Wuhan und Shanghai, an den drei Orten also, an denen im Dezember die bedeutendsten Demonstrationen mit der Forderung nach mehr Demokratie stattfanden. Nach dem Erfolg der Demonstrationen vom 9. Dezember in Hefei und Wuhan hätten die „Schrecklichen“ geplant, auch in Peking eine Bewegung auszulösen. Aber die Polizei und die Universitätsbehörden, die darüber informiert waren, hätten die Bewegung im Keim erstickt. Daraufhin hätten die „Schrecklichen“, von denen viele aus Shanghai stammen, beschlossen, nach Shanghai zu fahren, wo sie dann auch die Demonstrationen am Wochenende vor Weihnachten angeführt hätten. Ziel dieser Proteste sei es weniger, so erklärt der Informant, die Studenten zu mobilisieren, als vielmehr Verbindung zu Arbeitern herzustellen. „Studentische Demonstrationen beeindrucken die Regierung nicht wirklich, aber wenn sich die Proteste auf die Fabriken ausdehnen, wird sie gezwungen sein, sie wahrzunehmen. „Die Schrecklichen“, so der Architekturstudent,“versuchen den Arbeitern die Verbindung deutlich zu machen, die zwischen der Forderung nach Demokratie und den materiellen Problemen besteht, die sie bedrücken, inbesondere der Inflation.“ Die „Schrecklichen“ sollen keine organisierte Gruppe, sondern eher ein lockerer Zusammenschluß von etwa hundert aktiven Leuten sein, die über Briefe und Boten miteinander kommunizieren. Sie unterstützen Deng Xiaoping und seine Reform–Politik, wollen sie aber beschleunigen. „Und das einzige Mittel, das wir besitzen, um uns bemerkbar zu machen, besteht darin, auf die Straße zu gehen.“ Romain Franklin (Liberation)

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