Einzelunterricht wegen AIDS

■ „Aggressives Verhalten“ Grund für Sondermaßnahme / Freiwillige Lehrer gesucht

Düsseldorf (taz) - Ein mit dem Aids–Virus infizierter Sonderschüler aus Wesel wird in Zukunft zu Hause unterrichtet. Diese Sondermaßnahme hält das nordrheinwestfälische Kultusministerium für unumgänglich, nachdem der Schüler im Herbst wegen möglicher Ansteckungsgefahr seine Schule hatte verlassen müssen. Als Grund nennt die Behörde das „besonders aggressive und auffällige“ Verhalten des Schülers. Bei Raufereien sei er durch „Beißen und Kratzen“ aufgefallen. Im letzten Jahr hatte das Kultusministerium noch vor einer generellen Sonderbehandlung und Stigmatisierung von AIDS–Kranken gewarnt. An dieser Linie, so ein Ministeriumssprecher werde festgehalten. Die Entfernung aus der Schule könne man für jeden Einzelfall allerdings nicht ausschließen. Bisher verlief die Suche des Schulamtes nach freiwilligen Lehrern erfolglos. Sollte bis zum Ende dieser Woche sich niemand gefunden haben, werden drei Lehrer zwangsverpflichtet. Der Regierungspräsident von Düsseldorf sieht sich dazu berechtigt, nachdem in Stellungnahmen des Gesundheits– und des Kultusministeriums das „Restrisiko“ für die Lehrer als „äußerst gering“ eingeschätzt worden war. Die Bekanntmachung des tragischen Falles - Bild, Qiuck und Express brachten sogar Fotos des Jungen - geht offenbar auf die Familie des Jungen selbst zurück. Eingeweihte berichten davon, die „Geschichte“ sei von der Familie „verkauft“ worden. J.S.