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Kanzlerwort im Wahlkampf–Endspurt

■ Kohl nennt DDR „unseliges Regime, das die Menschen um die Früchte ihrer Arbeit bringt“ und will die Politik des Gesprächs fortsetzen / Brandt: Kohl geht „sorglos und unverantwortlich mit deutschen Interessen um

Hamburg (dpa) - Zwei Wochen vor der Bundestagswahl sind die Parteien am Wochenende zum Endspurt angetreten. Am Samstag hatten sich die Kandidaten der traditionellen Bundestagsparteien bereits überwiegend zur Kanzleräußerung über Konzentrationslager in der DDR geäußert. Auf einer Kundgebung mit 5. 000 Teilnehmern in Kiel nannte Kohl die DDR–Regierung „ein unsinniges und ein unseliges Re gime, das die Menschen um die Früchte ihrer Arbeit bringt“, betonte aber auch, daß er die Politik des Gesprächs mit der DDR fortsetzen wolle. Zu Kohls Äußerung, daß in der DDR politische Gefangene in Gefängnissen und Konzentrationslagern säßen, meinte Strauß, die Wortwahl liege im Ermessen des jeweiligen Politikers. Es gebe in der DDR natürlich keine Konzentrationslager in dem Stile, in dem KZs weltweit ein Begriff des Schreckens geworden seien - wie etwa Auschwitz. Der FDP warf er Zeichen von dümmlicher Arroganz vor, wenn sie glaube, ihn als Minister in Bonn verhindern zu können. „Wer Minister wird, hat nicht die FDP zu entscheiden.“ Rau wiederum warf dem Kanzler vor, mit kalkulierter Kränkung ausländischer Politiker auf Stimmenfang zu gehen. Weiter meinte Rau: Käme Strauß ins Bundeskabinett, „würden die sich dort kloppen wie die Kesselflicker“. SPD–Chef Willy Brandt warf Kohl und dessen Regierung „sorglosen und unverantwortlichen Umgang mit deutschen Interessen“ vor. Der Ausgleich mit dem Osten dürfte nicht verspielt werden. Brandt räumte der Entspannungs– und Ostpolitik mit dem sowjetischen Parteichef Michail Gorbatschow gute Aussichten ein. tazintern

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