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SPD: Arbeitsmarkt katastrophal

■ SPD legt Bericht über drastischen Anstieg der Zahl der Langzeitarbeitslosen vor / Mehr Arbeitslose, aber weniger Arbeitslosengeldempfänger / Bundesregierung sieht insgesamt „positive Entwicklung“

Bonn (ap) -Die Zahl der Langzeitarbeitslosen in der BRD ist nach Angaben der SPD in den vergangenen Jahren „dramatisch“ gestiegen. Nach dem gestern veröffentlichten dritten Jahresarbeitsmarktbericht der SPD sind von den derzeit 2,26 Millionen Arbeitslosen über 1,2 Millionen länger als sechs Monate arbeitslos, davon allein 360.000 ein bis zwei Jahre und über 300.000 länger als zwei Jahre. Die stellvertretenden Vorsitzenden der SPD–Bundes tagsfraktion, Wolfgang Roth und Anke Fuchs, sagten, die Zahl der Arbeitslosen, die sich bereits mehr als zwei Jahre vergeblich um einen Arbeitsplatz bemühten, habe sich seit dem Regierungswechsel 1982 nahezu verdreifacht. Insgesamt sei die Zahl der Arbeitslosen seither um über 400.000 gestiegen. Trotz einer „außenwirtschaftlichen Traumkonstellation“, Mineralölpreissturz und Bundesbankgewinnen in Milliardenhöhe sei die Regierung mit ihrer Arbeitsmarktpolitik „kläglich gescheitert“. Inzwischen habe bereits der Abschwung begonnen. „Geheimnis der Bundesregierung“ bleibe, wie sie zu einer Wachstumsprognose von 2,5 Prozent komme, erklärte Roth. Er halte ein Wirtschaftswachstum von 1,5 Prozent für realistisch. Von Arbeitslosigkeit besonders betroffen seien Frauen, Jugendliche und Schwerbehinderte. Zur Zeit gebe es fast eine halbe Million Arbeitslose unter 25 Jahre. Trotz steigender Arbeitslosigkeit sei der Anteil der Arbeitslosengeldempfänger erheblich zurückgegangen, von 51 Prozent 1982 auf nur noch 35 Prozent. Es gebe eine neue Armut, weil die Leistungssätze gekürzt, die Bezugsbedingungen verschlechtert worden seien und die Arbeitslosigkeit immer länger dauere. Dagegen sprach die Bundesregierung von einer „positiven Entwicklung“ auf dem Arbeitsmarkt. Zu einer vom Bundesarbeitsministerium zusammengestellten Bilanz über die Entwicklung 1986 und die Perspektiven im neuen Jahr erklärte der Parlamentarische Staatssekretär Vogt, junge Arbeitnehmer und Frauen hätten davon am stärksten profitiert. Die Arbeitslosigkeit junger Menschen sei stark gesunken, und die Zahl der beschäftigten Frauen habe den höchsten Stand erreicht, seit es eine Arbeitsmarktstatistik gebe.

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