Krümmel „sofort vom Netz nehmen“

■ Hamburger Senat legt neue Berechnungen zur Strahlengefährdung Hamburgs bei Kernschmelze in benachbarten AKWs vor / Hohe Joddosis nach wenigen Stunden / Sofortige Abschaltung, weil Evakuierung ausgeschlossen

Hamburg (taz/dpa/ap) - Der Hamburger Umweltsenator Jörg Kuhbier (SPD) hat jetzt von Bundesumweltminister Wallmann gefordert, die schleswig–holsteinischen Siedewasserreaktoren Brunsbüttel und Krümmel „sofort vom Netz zu nehmen“. Zu dieser Forderung kommt Kuhbier, weil, nach einer vom Senat in Auftrag gegebenen Studie, Hamburg bei einer Kernschmelze innerhalb kurzer Zeit radioaktiv verstrahlt wäre und wegen der geringen Vorwarnzeit für die Stadt „keine geeigneten Schutzmaßnahmen getroffen werden“ können. Zudem fordert der Hamburger Senat von der Niedersächsischen Landesregierung, auch das AKW Stade „wegen der Versprödungsproblematik“ abzuschalten, bis Sicherheitsbedenken ausgeräumt seien. Nachdem im November ein Gutachten des TÜV–Norddeutschland bekanntgeworden war, wonach bei einer Kernschmelze in den benachbarten AKWs Brunsbüttel und Krümmel schon nach drei bzw. zehn Stunden radioaktive Strahlung in gefährlicher Höhe freiwerde, hatte der Senat eine weitere Studie bei einem Stuttgarter Ingenieurbüro in Auftrag gegeben. Die nun der Öffentlichkeit vorgelegte Studie kommt zu dem Ergebnis, daß Hamburg bereits nach wenigen Stunden mit einer Dosis von 500 rem radioaktivem Jod belastet sein wird. Zum Vergleich: Bei Personen, die in ihrem Beruf radioaktiver Strahlung ausgesetzt sind, darf die jährliche Dosis 15 rem nicht überschreiten. Der Hamburger Umweltsenator betonte, daß die Studie des Ingenieurbüros auf dem TÜV–Gutachten fuße und daß den Berechnungen über die Strahlungshöhe und die Ausbreitung der Strahlung die geltenden Störfall–Leitlinien der Strahlenschutzverordnung zugrunde lägen. Damit könnten die Ergebnisse vom Bund nicht als „irgendwie (politisch) gefärbt“ zurückgewiesen werden. Das Ergebnis der Studie zeige nun, „daß Hamburg nach einem solchen Unfall in Brunsbüttel oder Krümmel nicht evakuiert werden kann“, wie es das Bundesinnenministerium für erforderlich erachte, sagte Kuhbier. Die beiden Reaktoren müßten daher abgeschaltet werden. Außerdem sollen Hamburgs Nachbarn Schleswig–Holstein und Niedersachsen alle Sicherheitsgutachten für die Atomkraftwerke Brunsbüttel, Krümmel, Brokdorf und Stade „uneingeschränkt veröffentlichen“. Wal