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Allein gegen alle!

■ Volkszählung kaum noch durchsetzbar

Was muß eigentlich noch passieren, damit uns im Frühjahr 1987 nicht ein Deja vue–Erlebnis an 1983 erinnert? Fast vier Jahre hatten Politiker, Statistiker und Datenschützer Zeit, aus der Volkszählungsblamage von 83 zu lernen. Doch sie wollten die Finger nicht davon lassen, und jetzt ist alles wie gehabt: Gemeinden wollen das Zählen nicht bezahlen, Zähler wollen nicht zählen, und das Volk will nicht gezählt werden. Auch daß der Bundesdatenschutzbeauftragte Bedenken anmeldet, kennen wir schon von 83. Auch damals wurden die Datenschützer erst wach, als die Boykottbewegung den Wecker längst auf „Ausstieg“ gestellt hatte. Politisch - so viel steht jetzt schon fest - läßt sich das Milliarden–Unternehmen Volkszählung - wenn überhaupt - nur mit Sanktionen bewerkstelligen. Organisatorisch und technisch herrscht allerorts ein solches Chaos, daß allein deshalb das Handtuch geschmissen werden müßte. Wer jetzt, all diesen Widerständen zum Trotz, die Volkszählung doch noch durchsetzen will, kann sich aussuchen, ob er lieber als kindisch trotzig oder als autoritär herrschsüchtig bezeichnet werden will. Mit dem Geßler–Hut, vor dem das Volk zu Wilhelm Tells Zeiten seine Loyalität bekunden mußte, hat kürzlich der Republikanische Anwaltsverein das Beharren auf der Volkszählung verglichen. Vielleicht ein Vorschlag zur Güte an die Verantwortlichen: nehmen Sie ganz schnell diesen Hut, blasen Sie die ganze Sache mit einer der Begründungen, die Ihnen schon ausreichend geliefert wurden, ab, und wir wollen ausnahmsweise noch einmal über die zig Millionen hinwegsehen, die der Spaß schon jetzt gekostet hat. Vera Gaserow

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