piwik no script img

„Unsere Asylanten“

■ Oberpfälzische Gemeinde lebt in Freundschaft mit Asylbewerbern und wehrt sich gegen deren Verlegung

Mehr als tausend Einwohner der oberpfälzischen Gemeinde Pressath unterschrieben einen Appell an ihre Bezirksregierung. Damit wenden sie sich gegen die bevorstehende Verlegung von fünfzehn Ghanaern, mit denen sie seit Juli letzten Jahres in bester Eintracht leben. Dabei hatte noch vor fünf Jahren der Stadtrat des Viertausend– Seelen–Ortes ein Gebäude, das die oberpfälzer Regierung als Flüchtlingsunterkunft angemietet hatte, kurzerhand als „Verkehrshindernis“ einreißen lassen. Monatelang stand damals die Ruine, Pressath war zum Gespött der Presse geworden. Doch seit die afrikanischen Asylbewerber hier leben und so dem Provinznest einen Hauch von Exotik verleihen, haben sich die Bürger an sie gewöhnt. Sie schenkten ihnen Fahrräder und Radios, neulich sogar einen Warmwasser–Boiler. Und immer wieder bringt eine Pressatherin Kuchen und Gebäck ins „Haus der Vereine“, einem ehemaligen Schulgebäude, in dem ein etwa 60 Quadratmeter großer Raum den Flüchtlingen als Wohnraum dient. Diese Unterkunft gilt nun offiziell als „menschenunwürdig“. Sie sei, so der Sprecher der Bezirksregierung, in einer Zeit äußerster Unterbringungsnot angemietet worden und heute nicht mehr zu rechtfertigen. Außerdem schreibe das Gesetz zentrale Sammelunterkünfte vor. Aber die Ghanaer fühlen sich wohl in Pressath und wollen bleiben. Engagierte Einwohner haben jetzt einen „Arbeitskreis Asyl“ gegründet und unterstützen die Flüchtlinge in ihrem Anliegen. 1.175 Unterschriften wurden gesammelt und bei der Behörde abgegeben. Die Regierung in Regensburg bleibt unbeirrbar. Wenn die Asylbewerber die Verlegung ablehnen, heißt es, werde einfach die Miete für sie nicht mehr bezahlt und die Essenslieferung nach Pressath eingestellt. Horst Eckert

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen