: K O M M E N T A R Wo bleibt der Aufschrei?
■ Beredtes Schweigen zum Lagerkrieg im Libanon
„In mehreren deutschen Städten demonstrierten am Wochenende Hunderte gegen die Belagerung der Palästinenserlager im Libanon.“ So oder ähnlich könnten Pressemeldungen lauten, wären es nicht die schiitischen Amal–Milizen von Syriens Gnaden, die seit nunmehr drei Monaten diesen grausamen Krieg führen, sondern israelische Armee–Einheiten. Wo bleibt der sonst übliche Aufschrei über die Politik eines Hafez al Assad, eines Nabih Berri, in welche Versenkung sind Schreiber und Leitartikler verschwunden, wo bleiben Protestaktionen und politische Interventionen? Heute sind es nur noch eine Handvoll Palästinenser, die in der Bundesrepublik mit Aktionen gegen die Belagerung demonstrieren. Offenbar gelten andere Kriterien, wenn die Täter nicht in erster Linie im pro–westlichen Israel, sondern in arabischen Hauptstädten sitzen. Manch einem der sons Amal gegen die Lager einsetzt. Die fehlende Berichterstattung trägt ihren Teil dazu bei, daß der Lagerkrieg als ein Aspekt des innerlibanesischen Wirrwars erscheint, durch den „eh keiner mehr durchblickt“. Bar jeden öffentlichen Drucks wird Syrien und seinem libanesischen Verbündeten so freie Hand gelassen, das zu vollziehen, woran die israelischen Invasionstruppen im Jahre 1982 gescheitert sind: Die Vertreibung der Palästinenser aus dem Südlibanon und die Entwaffnung ihrer Kämpfer. Die Eingeschlossenen in den Lagern drohen zu verhungern; die Welt schaut weg. Beate Seel
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