: Die Kontrahenten
■ Eine „unerhörte“ Theorie über man–made AIDS
Die gemeinsam mit seiner Ehefrau, der Serologin und Immunologin Dr. Lilly Segal entwicklelte These Prof. Dr. Jabob Segals, daß das mittlerweile über die ganze Welt verbreitete HIV– Virus Produkt gentechnischer Manipulation in Fort Detrick sei, war uns seit vergangenem Herbst bekannt. Wir wollten, daß die Thesen diskutiert werden. Starke Zweifel an der Haltbarkeit der Indizienkette des emeritierten Ostberliner Professors für Zellphysiologie ließ nach einer adäquaten Form der Veröffentlichung suchen. Prof. Dr. Segal versuchte selbst, auf verschiedenen Fachkongressen, u.a. in Tel Aviv, aber auch in kleinem Kreise in der Bundesrepublik in einer Diskussion mit anderen Virologen im Frankfurter Club Voltaire Gehör zu finden. Bereits im Frühsommer vergangenen Jahres verschickte er Diskussionspapiere an verschiedene Kollegen. Sie blieben in der Regel ohne Reaktion. Es stellte sich heraus, daß es erst eines Interviews des auch im Westen viel gelesenen Schriftstellers Stefan Heym, ein langjähriger Freund des Ehepaares Segal, bedurfte, daß die Argumente Jakob Segals über uns den Weg an die Öffentlichkeit fanden, um auch die interessierte Nicht–Fachöffentlichkeit an der Auseinandersetzung teilhaben zu lassen und Experten Anlaß zur Replik zu geben. Von der taz darum gebeten, setzt sich der Westberliner Virologe Prof. Dr. Meinrad Koch in dieser Ausgabe mit den Thesen seines Kollegen auf der anderen Seite der Mauer auseinander. Er ließ seinen Computer in aufwendigen Programmen die Genkarten des HTLV–I und des HIV–Virus parallell laufen und sieht damit die Kernthese Segals, daß es sich bei dem AIDS auslösenden HIV–Virus um eine gentechnologisch manipulierte Zusammensetzung des von Dr. Maedi entdeckten Schafsleukämievirus „Visna“ und des von Dr. Robert Gallo entdeckten HTLV–I Virus handelt, als widerlegt an. Es hätten sich keinerlei Ähnlichkeiten in der Nukleinsäuresequenz ergeben, die zu erwarten wären, wenn HTLV–I einer der Väter von HIV wäre. Prof. Dr. Meinrad Koch, Jahrgang 1930, Studium der Medizin, forscht seit 1956 auf dem Gebiet der Virologie, arbeitete von 1959–1964 in den Vereinigten Staaten bei dem Schluckimpfstoffentwickler Albert Sabin, wechselte zum Max– Planck–Institut für Virusforschung und konzentrierte sich auf die Impfstoffproduktion. Heute ist er Leiter der Abteilung Virologie am Robert–Koch–Institut in Berlin und Leiter der AIDS–Arbeitsgruppe des Bundesgesundheitsamts. Seit 1976 ist Meinrad Koch erster Vorsitzender der Kommission für die biologische Sicherheit bei der Neukombination von Nukleinsäuren. k.k.
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