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Über 100 Tote nach afghanischem Luftangriff auf pakistanische Dörfer

■ Journalisten melden Bombenabwürfe / Afghanistan und Sowjetunion dementieren / Pakistan bezichtigt Afghanistan der Konfliktverschärfung vor dem Hintergrund der Genfer Verhandlungen

Islamabad/Genf (afp) - Bei einem afghanischen Luftangriff am Donnerstag auf drei westpakistanische Dörfer südlich des Grenzortes Miran Shah sind nach Angaben von Journalisten mehr als 100 Menschen getötet worden. Wie die Journalisten vor Ort berichteten, warfen acht afghanische Maschinen allein über dem Dorf Ghulam Khan zwölf Bomben ab. Diese trafen überwiegend den von Menschen überfüllten Bazar, der fast völlig zerstört wurde. Bei einem zweiten Bombenangriff am Freitag auf Flüchtlingslager im Nordwesten Pakistans wurden nach Angaben afghanischer Widerstandskämpfer mehr als 40 Personen getötet. Der pakistanische Ministerpräsident Mohammed Khan Junejo kündigte am Samstag eine verstärkte Kontrolle des pakistanischen Luftraumes an, den kein einziges afghanisches Militärflugzeug mehr verletzten dürfe. Afghanistan dementierte am Freitag und die Sowjetunion am Sonntag die Angriffe der Luftwaffe. Der Präsident des afghanischen Revolutionsgerichtes und Mitglied der afghanischen Delegation bei der UN–Menschenrechtskommission in Genf, Karim Shadan, erklärte, die „sogenannten Luftangriffe vom Donnerstag“ seien eine „reine Erfindung“. Afghanistan habe „niemals“ pakistanische Dörfer bombardiert und entsprechende Meldungen seien „falsch“, versicherte Shadan. Die sowjetische Nachrichtenagentur TASS hielt „imperialistischen Kreisen und westlichen Medien“ vor, „auf der Basis von Lügen eine Propagandakampagne gegen Afghanistan zu starten. Der pakistanische Außenminister Sahabsada Jakub Khan beschuldigte Afghanistan am Freitag, mit den Luftangriffen vorsätzlich die Spannungen verschärfen zu wollen, um die derzeit in Genf stattfindenden Gespräche zwischen beiden Ländern zu beeinträchtigen. Der afghanische Parteichef Nadschib dagegen gab sich optimistisch und erklärte, er rechne damit, daß bei den Verhandlungen ein Terminkalender für den sowjetischen Truppenabzug aus Afghanistan bekanntgegeben wird. Der endgültige Erfolg hänge allerdings von der Regierung in Islamabad ab. Afghanistan hat für den völligen Abzug der ca. 110.000 bis 125.000 sowjetischen Soldaten mehrere Jahre gefordert, während Pakistan nur mehreren Monaten zustimmen will.

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