: Hanauer Atomlobby klagt zurück
■ Staatsanwaltschaft wird vorgeworfen, Ermittlungsergebnisse an den Stern weitergeben zu haben / Angeblich sind die Anschuldigungen von den Grünen übernommen
Frankfurt (taz) - Der Leiter der Atomabteilung im hessischen Wirtschaftsministerium, Ulrich Thurmann, hat jetzt Strafanzeige wegen der Veröffentlichung wesentlicher Schriftstücke aus einem laufenden Strafverfahren erstattet. Die Vorwürfe, die Thurmann in einem Schreiben an den hessischen Justizminister Herbert Günther(SPD) formuliert hat, richten sich gegen die Hanauer Staatsanwaltschaft, die - nach Ansicht des leitenden Ministerialrats - Ermittlungsergebnisse an die Presse weitergeben habe. Für Thurmann, gegen den die Hanauer Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts der Beihilfe zum illegalen Betrieb einer atomaren Anlage (hier NUKEM) ermittelt, war ein Artikel des Magazins Stern ausschlaggebend für die Erstattung der Strafanzeige. So hätte der Stern Ermittlungsergebnisse der Hanauer Staatsanwälte Hübner und Geschwinde veröffentlicht, die „nach menschlichem Ermessen“ (Thurmann) nur aus dem internen Bereich der Strafverfolgungsbehörde stammen könnten. Thurmann warf der Hanauer Staatsanwaltschaft, die in Sachen ALKEM bereits Anklage gegen ihn erhoben hat, darüberhinaus vor, die Anschuldigungen gegen ihn und seine Kollegen „unkritisch von den Grünen übernommen“ zu haben. Die Geschäftsführung der Brennelementefabrik NUKEM hat sich inzwischen den Auffassungen Thurmanns angeschlossen und ebenso Strafanzeige erstattet. Gegen die drei NUKEM– Geschäftsführer läuft gleichfalls ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts auf den illegalen Betrieb einer Atomanlage. kpk
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