: Unfall bei Protestaktion
■ „Ein Schock für alle“ / Bayerisches „Robin–Wood“–Mitglied stürzt bei Protestaktion im Münchener Hauptbahnhof ab / Erster Verletzter bei Aktionen / Bundesweite Protestaktion gegen „Ausdünnung“ der Bahn
München (taz) - Bei einer bundesweiten Protestaktion der Umweltschutzorganisation „Robin Wood“ gegen die vom Bund vorgesehene „Ausdünnung“ des Schienenverkehrs, brach sich der 21jährige Stefan V. aus Traunreuth einen Rückenwirbel und zog sich Prellungen am Steißbein zu. Das bayerische „Robin–Wood“– Mitglied stürzte drei Meter tief durch das provisorische Dach eines im Münchener Hauptbahnhof aufgestellten Pavillons. Zu dem Unfall kam es, als Stefan S. und zwei weitere Robin– Wood–Mitglieder ihre beiden Freunde beim Abseilen absichern wollten. Zu Beginn der Aktion am frühen Morgen kletterten die fünf Umweltschützer auf die Stahlträger der Deckenkonstruktion in der Schalterhalle des Bahnhofs. Dort entrollten sie die Transparente mit der Aufschrift: „Der Straßenbau bekommt das Geld, das der Bahn zur Zukunft fehlt“ und „Fahr und spar auch Nahverkehr bitte sehr Herr Dollinger“. Danach seilten sich zwei von ihnen ab, um über den Köpfen der Passanten einen Sketch aufzuführen. Die Bahnpolizei nahm die restlichen drei Mitglieder vorübergehend fest, um ihre Personalien aufzunehmen. Der Vorstandsprecher von „Robin–Wood“, Ludwig Kess, drängte darauf, die drei wieder freizulassen. Nach einigem Zögern gab die Bahnpolizei nach. Bei der Abseilaktion von der Galerie aus kam es dann zu dem Unfall. Stefan S. trat aus Versehen auf das Pavilliondach. Niemand hatte die „Robin–Wood“–Mitglieder darauf aufmerksam gemacht, daß das Dach nur aus Hartfaserplatten, abgedeckt mit Eisengit tern, bestand. Mit dem Notarztwagen wurde der Verletzte ins Krankenhaus gebracht. „Zweifelsfrei handelt es sich um ein Selbstverschulden des Mannes“, betonte Xaver Martin von der Bundesbahndirektion München. Bisher hat die Bundesbahn noch keine Anzeige wegen Hausfriedensbruch erstattet. Es ist das erste Mal, daß es bei den oftmals waghalsigen Aktionen der Gruppe zu Verletzungen kam. „Es wird trotzdem weitere Aktionen geben, noch gründlicher vorbereitet“, versicherte Kess. „Bei schwierigen Sachen ist man immer konzentriert, und bei lächerlichen läßt die Konzentration nach. Du denkst, du hast es geschafft, und dann passiert sowas“, stellte Elke Kaune, „Robin–Wood“–Mitglied aus Bremen mit Bestürzung fest. „Es war ein Schock“, gab sie zu. lui
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen