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Q U E R S P A L T E Sterne lügen nicht

■ Strauß, die innere Sicherheit und die Astrologie

Die Koalitionsverhandlungen, in den letzten Wochen eher ziemlich langweilig als mäßig interessant, haben am Freitagnachmittag die Wende erfahren: statt der politischen Analytiker sind jetzt die Kollegen aus dem Ressort „Unterhaltung“ gefordert: die Horoskop– und Rätselfreunde. In Leitartikelform kann längst nicht mehr herausgefunden werden, was sich die CSU dabei gedacht haben könnte, ausgerechnet am ursprünglich bereits abgeschlossenen Punkt „Innen– und Rechtspolitik“ einen KAU (kleinsten anzunehmenden Unfall) zu inszenieren, der die Kanzlerwahl zwar nicht verhindert, aber den völligen Dissens der Partner nach außen hin eindeutig dokumentiert. Die Antwort steht tatsächlich in den Sternen. Strauß ist nämlich Jungfrau und hat als Aszendent den Zwilling: das sind die Leute, die viel reden, ihre Absichten aber geschickt zu vertuschen wissen, die sich absichern, dann aber, unerwartet und immer wieder aufs neue, heftig zuschlagen, die präzise wahrnehmen was um sie herum passiert, um dann um so querer zu schießen. „In kritischen Lagen eine zuverlässige Miene zur Schau tragen“, hat das „Express“– Horoskop dem ewigen „Kandidaten“ am Freitag geraten und im „Stern“ wird Strauß prophezeit: „Von der fraglichen Sache haben Sie mehr Vor– als Nachteile. Sie nicht wahrzunehmen kann Ihnen nur ein falscher Freund geraten haben“. Ein richtiger Freund dagegen sagt dem beharrlich um den Inneren Unfrieden bemühten CSU–Chef in den Spalten der „Bild am Sonntag“ voraus, wie seine Querelen mit der FDP zu Ende gehen werden: „Sie sind erfolgreich und beliebt am Montag (nachmittags gesteigertes Selbstvertrauen). Eine erfolgreiche Woche.“ Da bleibt unserem militanten taz–Astro–Team mit dem schwarzen Stern am Revers nur noch eine Hoffnung: ein Komet möge die Straußschen Gestirne aus ihrer Bahn werfen und dem Herrn einen kosmischen Untergang erster Klasse bescheren. Auf ewig. Oliver Teissier Tolmein

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