Hungerhilfe zweckentfremdet

■ Gesellschaft für bedrohte Völker protestiert gegen Dankkonzert von regimetreuen Äthiopiern

Berlin (taz) - Mit einer geharnischten Presseerklärung hat die Gesellschaft für bedrohte Völker in Göttingen am Dienstag gegen das dreitägige Gastspiel einer offiziellen äthiopischen Kulturgruppe in der Bundesrepublik protestiert. Das Ensemble soll in dieser Woche der deutschen Öffentlichkeit im Auftrag der Regierung in Adis Abeba für die im vergangenen Jahr geleistete humanitäre Hilfe danken. Die Gesellschaft hält dies für „skandalös“. Ein großer Teil der Hilfsgelder werde für die zwangsweise Umsiedlung von äthiopischen Bauern mißbraucht. Die Aktion habe bislang 50.000 Todesopfer zur Folge gehabt. Statt um Hungerhilfe habe es sich um Sterbehilfe gehandelt. Es sei verwunderlich, daß das Auswärtige Amt die Reise der Gruppe gesponsort habe. Dazu erklärte ein Mitarbeiter der Hilfsorganisation für Tigray, die Hilfslieferungen der großen Organisationen hätten die besonders vom Hunger betroffenen Gebiete seiner Heimatprovinz nicht erreicht, weil die Regierung ihnen in der Regel keine freie Passage eingeräumt habe. Die ländlichen Gebiete unter Guerillagewalt würden einzig von der Eritrea Relief Organization, der Oromo Relief Oganiztion und der Releif Society of Tigray erreicht. N.B.