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Prawda bald „offen und kritisch“?

■ Journalistenkongreß in Moskau rügt Umbau der sowjetischen Medien als zu langsam / Kritik an „Prahlerei und Fanfarenklängen“ / Vorschlag zu einer amtlichen Zeitung nach westlichem Vorbild

Moskau (ap/dpa/taz) - „Wenn ein Journalist einen Artikel schreibt, dann heißt das keinesfalls, daß er den Standpunkt der Regierung wiedergibt“, erklärte der Chefkommentator der Regierungszeitung Iswestija, Bowin, auf dem Kongreß sowjetischer Journalisten, der am Montag beendet wurde. Kommentare müßten von amtlichen Erklärungen abgegrenzt und die Auslandsberichterstattung müßte verbessert werden. Im Fernsehen sollte häufiger mit westlichen Politikern diskutiert werden. Als Vorsitzender des Verbandes wurde Prawda–Chefredakteur Afanasjew be stätigt. Mit der Aufforderung der Schlußresolution, „offen, kritisch und wahrheitsgetreu“ zu berichten, kehren die 760 Delegierten der 85.000 sowjetischen Journalisten in ihre Redaktionen zurück. Die sowjetischen Journalisten sollten sich „energisch an den revolutionären Veränderungen in allen Bereichen der Gesellschaft beteiligen“. Auch wurde der zu langsame Umbau der sowjetischen Medien gerügt. Die Stereotypen von „Prahlerei und Fanfarenklängen“ seien nach wie vor zu finden. Die Journalisten sollten die Wirklichkeit wahrheitsgetreu darstellen und Widersprüche nicht aussparen. Da die sowjetischen Journalisten nicht gewohnt seien, „sich offen zu äußern“, blieben die Zeitungen und die Programme in Radio und Fernsehen bisher noch langweilig. Dies müsse sich ändern, war der Tenor auf dem Kongreß. Ein estnischer Journalist regte unter Anspielung auf die Stagnation bei den Provinzmedien die Gründung einer Agentur für Fernsehnachrichten an, um auch „im Landesinneren der UdSSR eine dynamischere Berichterstattung gewährleisten zu können“. Und der Prawda–Mitarbeiter Georgi Schoukow verteidigte gar die Idee zur Gründung einer neuen amtlichen Zeitung nach westlichem Vorbild. Bericht aus Moskau auf Seite 7 Kommentar auf Seite 4

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