: BRD–Konzerne: Immer mehr Auslandsbesitz
■ Bundesbank: Der angebliche Ausverkauf Deutschlands ist längst beendet
Frankfurt (dpa/vwd) - Das ausländische Unternehmensvermögen in der Bundesrepublik war ertragreicher als die von Deutschen im Ausland unterhaltenen Anlagen. So verdienten ausländische Kapitalgeber von 1977 bis 1985 rund 47 Milliarden DM und ließen sich sogar 51 Milliarden DM überweisen. Die Bundesbank vermutet in ihrem jüngsten Monatsbericht, daß die Auslandsunternehmen in der Bundesrepublik zum Teil „von der Substanz“ gezehrt haben. Im gleichen Zeitraum erwirtschafteten die ausländischen Betriebe für ihre deutschen Teilhaber 22 Mrd. DM, wovon 15 Mird. DM überwiesen wurden und der Rest für Investitionen verblieb. Insgesamt kam es Mitte der 70er Jahre zu einem grundlegenden Wandel. Während vorher Ausländer in der Bundesrepublik mehr investierten als deutsche Firmen jenseits der Grenzen, kehrte sich das Bild seither um. 1985 übertraf das deutsche Beteiligungsvermögen im Ausland mit 131 Milliarden DM dasjenige der Ausländer im Bundesgebiet mit 88 Milliarden DM beträchtlich. Binnen zehn Jahren hat sich damit der Kapitalfluß ins Ausland verdreifacht. Ausschlaggebend dafür ist nach Einschätzung der Bundesbank die Größenordnung deutscher Konzerne, die ins internationale Geschäft hineingewachsen sind. Marktanteile sind häufiger nur mit eigener Fertigung und Vertrieb im Ausland zu erringen. Am auffälligsten ist der Umschwung im Verhältnis zu den USA. Im Zehnjahreszeitraum haben die deutschen Investoren ihren Unternehmensbesitz jenseits des Atlantiks von fünf Milliarden (1976) auf 39 Milliarden DM (1985) ausgedehnt. Gleichzeitig nahmen die US–Beteiligungen in der Bundesrepublik nur von 26 Milliarden auf 34 Milliarden DM zu. Die Schwankungen des Dollarkurses in den letzten Jahren zwischen 1,71 DM und 3,47 DM haben dem stetigen Investitionsfluß in die USA von deutscher Seite keinen Abbruch getan. Im Gegenteil, im Jahr mit dem höchsten Dollarkurs (1985) floß das deutsche Geld besonders reichlich. Dabei zieht es nicht nur die Deutschen in die größte Industrienation. Die Bundesbank hält es für möglich, daß künftig alle Ausländer mehr in die Vereinigten Staaten investieren als diese in die übrige Welt steckt.
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