: G A S T K O M M E N T A R Unsere Liebe Frau
■ Papst legte Enzyklika „Redemptoris mater“ vor
Maria ist janusköpfig. Nicht nur „Maria Maienkönigin“, „Unsere Frau von der Linde“, „vom grünen Walde“ etc., sondern, in Analogie zu ihren zahlreichen antiken Vorgängerinnen, auch die große christliche Blut– und Kriegsgöttin, Unsere Liebe Frau vom Schlachtfeld und vom Massenmord. Beweis dafür: die zahlreichen Großschlächter, die als innige Marienverehrer ihre Schlachten schlugen, die Justinian, Chlodwig, Karl der sogenannte Große, Philipp und viele mehr, sowie die zur Erinnerung an die blutigsten Greuel unserer Geschichte gebauten Maria–Sieg–Kirchen, die das katholische Europa bedecken, in oder bei Fatima, Ingolstadt, Wien, Prag. Tendenz: West–Ost. Ist doch gerade Fatima, neben Lourdes berühmt–berüchtigtster Marienwallfahrtsort der Welt, seit Jahrzehnten ein Zentrum antikommunistischer Kirchenpropaganda. Und was die Päpste im Ersten Weltkrieg an der Seite Habsburgs und des Wilhelminischen Deutschland, im Zweiten an der Seite Hitlers verfehlten, die Gewinnung der russisch–orthodoxen Kirche, das durch ein Jahrtausend erstrebte Ziel, mit jeder Art von Kriegen und selbst dem größten Betrug (dem des Pseudo–Demetrius, wobei ein Vorgänger Woytilas, der Kardinal von Krakau, maßgeblich mitspielte), das versucht man seit 1945 an der Seite der USA zu erreichen. All dies wird natürlich theologisch, moralisch, liturgisch vom Papst und seinen Knechten verbrämt. Was aber wirklich dahinter steht, das drückte einmal der US–Bischof Sheen bei einer Rede in Fatima unverhüllt aus: „Der Rote Platz von Moskau hat seinesgleichen im Weißen Platz von Fatima gefunden... In 50 Jahren wird der Rote Platz der Weiße Platz sein, der Hammer wird sich in das Kreuz Christi verwandeln, die Sichel in den Mond unter den Füßen Unserer Lieben Frau.“ Darum geht es, allen Heuchlern oder Ignoranten, die es aufschreien, zum Trotz, auch Johannes Paul II. - nicht zufällig ein ebenso großer Marienverehrer wie schon der Papst des Zweiten Weltkriegs, der große Faschistenkomplize und private Multimillionär Pius XII. Dieselbe Stoßrichtung - nur nicht mehr mit Nazi–Deutschland, sondern mit den USA und ihrem Anhang. Karl–Heinz Deschner (Autor der Bücher „Kriminalgeschichte des Christentums“ und „Ein Jahrhundert Heilsgeschichte. Die Politik der Päpste im Zeitalter der Weltkriege“ )
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