: Generalstreik in Ecuador
■ 24stündiger Generalstreik gegen die Sparmaßnahmen der Regierung nach dem schweren Erdbeben US–Journalist bei Aufnahmen festgenommen / Neuer Streik für den 4. April angekündigt
Quito (afp/ap/taz) - In Ecuador fand am Mittwoch ein 24stündiger Generalstreik statt, mit dem die Gewerkschaften gegen die jüngsten Wirtschaftsmaßnahmen der Regierung Febres Cordero protestierten. Nach dem verheerenden Erdbeben vom 5. März, das über 2.000 Todesopfer kostete und zahlreiche Ölpipelines des Landes zerstörte, hatte die Regierung die Benzinpreise um 80 Prozent angehoben. Auch die Tarife im öffentlichen Verkehrswesen wurden massiv verteuert. Die Gewerkschaften warfen der Regierung vor, sie habe es versäumt, einen Preisstopp für Lebensmittel zu erlassen. Bei verschiedenen Zwischenfällen kam es am Streiktag, der zumindest in der Industrie und im öffentlichen Verkehr gut befolgt wurde, zu mindestens 14 Verletzten. Zwischen 80 und 140 Personen wurden festgenommen. Drei Streikende wurden verletzt, als aus einem offenbar von Anhängern des Staatspräsidenten bewohnten Haus auf eine Gruppe von 300 Demonstranten geschossen wurde, die regierungsfeindliche Parolen riefen. In der Nähe der Protestierenden explodierten Sprengkörper. Es gab offenbar zwei Leichtverletzte. In einigen Stadtteilen Quitos ging die Polizei mit Tränengas gegen Streikende vor. Der Korrespondent der US– Fernsehgesellschaft ABC, Timothy Roos, wurde festgenommen, während er Aufnahmen von Demonstrationen machte. Die „Einheitsfront der Arbeiter“ (FUT) und die Volksfront (FP) sprachen von einem Erfolg des Streiks, der „historisch“ gewesen sei. Für den 4. April kündigten sie einen neuen Generalstreik an, der noch „viel radikaler“ sein werde. Die Opposition forderte eine „sofortige“ Sondersitzung des Parlamentes, um den Staatspräsidenten, der für die Krise verantwortlich sei, einem „politischen Prozeß“ zu unterziehen. Arbeitsminister Jorge Egas bezeichnete den Streik als „illegal“ und drohte Sanktionen an. Am Dienstag hatten Anhängerinnen der ecuadorianischen Opposition mit Kochtopfkonzerten gegen die Wirtschaftsmaßnahmen der Regierung protestiert. Gleichzeitig wurden in zahlreichen Arbeitervierteln für eine Viertelstunde die Lichter gelöscht.
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