Ein Großfeuer in München wie auf Bestellung

■ Das Großfeuer im Münchener „Hofbräukeller“ zerstörte ein unter Denkmalschutz stehendes Gebäude / Brandstiftung wird von Oberbranddirektor nicht ausgeschlossen / Freistaat Bayern als Besitzer plante Teilabriß, der sich nun von selbst erledigt hat

Aus München Luitgard Koch

München (taz) - Nach dem weltbekannten Münchener Hofbräuhaus ist der Hofbräukeller im Münchener Stadtteil Haidhausen die zweite Absatzquelle der staatlichen Brauerei. Ein Großfeuer zerstörte am vergangenen Montag die nicht mehr genutzte Mälzerei sowie Teile der Gaststätte. Die beiden Gebäudeteile stehen unter Denkmalschutz. Der Münchener Oberbranddirektor Karl Seegerer schließt Brandstiftung nicht aus. Besitzer des Hofbräukellers ist das Finanzministerium des Freistaates Bayern. Für 1988 ist die Verlagerung der Brauerei nach München–Riem geplant. Eigentlich müßte die seit Jahrzehnten nicht mehr modernisierte Brauerei bereits Konkurs anmelden. Da jedoch der Freistaat kein „Pleite–Unternehmer“ sein darf, erklärte Finanzminister Streibl der Stadt, daß die notwendigen Investitionen für die neue Brauerei in Riem durch eine „entsprechende Verwertung“ des Stammhausgeländes finanziert werden müssen. 74 Millionen soll dem Freistaat das Spekulationsgeschäft einbringen. Haupthindernis: Ein rot–grüner Beschluß der Stadt München, die den weitgehenden Erhalt und eine Nutzungsmischung aus Wohnen, Arbeiten und Sozialeinrichtungen vorsieht. Der Beschluß würde das wegen seiner Lage außerordentlich wertvolle Brauereigelände so entwerten, daß beim Verkauf kein ausreichender Erlös mehr möglich ist, rügt Streibl den SPD–Oberbürgermeister Kronawitter. Und prompt wird danach das „Industriegebiet“ zum „allgemeinen Wohngebiet“ erklärt. Mehr zum Schein schreibt die Stadt einen städtebaulichen Ideenwettbewerb aus, der nochmals Hoffnungen auf eine faire Auseinandersetzung weckt. Doch der Ausgang ist vorprogrammiert: außer einer „historischen Insel“ soll nichts erhalten bleiben. Um den gewünschten Erlös von 74 Millionen zu erziehlen, muß der Quadratmeterpreis bei 36 Mark liegen. Damit ist klar: Nur Gewerbetreibende mit großen Umsatz und kleiner Fläche, wie Juweliere, Antiquitätenläden oder Gemäldegalerien können sich dies leisten. Für das ehemalige „Glasscherbenviertel“ Haidhausen bedeutet dies ein weiterer Schritt in Richtung „zweites Schwabing“. Bei der unter Denkmalschutz stehenden Mälzerei hat nun das Feuer den Abbruch erledigt. Ein Feuerwehrmann vermutete bereits einen sogenannten „warmen Abbruch“. Erst im Juli vergangenen Jahres brannte der „Lowenbräukeller“ ab.