: Stadtzeitung beschlagnahmt
Erlangen (taz) - Das Stadtblatt „Was Lefft“ in Erlangen wurde gestern beschlagnahmt. Die Fahnder des Kommissariats Staatsschutz konnten bei den Durchsuchungen von drei Wohnungen der Mitarbeiter allerdings nur 30 Exemplare sicherstellen. Der überwiegende Teil der Auflage war bereits in den Vertrieb gelangt. Begründet wurde das Vorgehen mit einem Beschluß des Nürnberger Landgerichtes. Danach soll mit dem Abdruck eines Leserbriefes in der Ausgabe Nr. 102 der Staat verunglimpft worden sein. Bei dem Leserbrief handelt es sich um einen Bericht des letzten Rockkonzertes in der Erlanger Szene–Kneipe „Wirtschaftswunder“ vor dessen Schließung. Dabei war es wegen vermeintlicher Ruhestörung zu Auseinandersetzungen mit der Polizei gekommen. Der Autor kommentierte das Vorgehen der Beamten, bei dem ein Besucher eine Schädelprellung erlitten hatte, mit dem Satz „die Bewußtseins– und Handlungsstruktur der uniformierten Totschläger ist von der SA nicht mehr zu unterscheiden“. Die Herausgeber der „Was Lefft“ sehen in der Beschlagnahmung nur einen Vorwand, „die ganzen Inhalte der Zeitschrift aus dem Verkehr zu ziehen“. In der letzten Nummer mit dem Titel „Keine Ruh der KWU“ wird unter anderem zum bundesweiten Aktionstag gegen die in Erlangen ansässige Siemenstochter KWU am 2. Mai mobilisiert. Wolfgang Gast
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen