Schlußverkauf

■ Die öffentlich–rechtlichen Medien geben auf

Was waren wir bloß für Hornochsen. Schon vor Jahren, seit die Bertelsmänner, die Bauers, die Gruner + Jahrs, die Holzbrinks, die Springers drohen, den öffentlich rechtlichen Fernseh– und Rundfunkanstalten mit privaten Programmangeboten Paroli zu bieten, seit vor allem CDU/CSU–regierte Bundesländer mit immer neuen Landesmediengesetzen drohen, eine ihnen genehme Medienöffentlichkeit zu erzwingen, fiel uns nichts anderes ein, als den bedingungslosen Erhalt der öffentlich–rechtlichen Häuser zu fordern. Daß jetzt der Christdemokrat Franz Alt nach 15 Jahren Moderation im Südwestfunk seiner Funktionen enthoben werden soll, ist weder Anfang und längst nicht Ende konservativer bis reaktionärer Machtpolitik in den öffentlichen Anstalten. Längst schon haben sich deren Intendanten, Chefredakteure und Aufsichtsgremien mit den Mächtigen aus Politik und Finanz gemein gemacht. SWF–Intendant Hilf im Beirat der Dresdener Bank, Dresdener Bank als Finanzier der Atomindustrie, wg. Hilf 15.000 DM aus Flicks Privatschatulle! In den Funk– und Fernsehhäusern hat die Konkurrenz der Privaten allein zur Anpassung an deren seichten, kritikfreien und leicht verdaulichen Kochkäse geführt, statt mit wirklichen Alternativen eigene Chancen wahrzunehmen. Die öffentlich–rechtlichen Medien sind (fast) tot, es lebe die Zeitung, täglich, wöchentlich, monatlich. Ihre auch ökonomische Chance liegt gerade in den Bereichen, die von Fernsehen und Rundfunk, privat oder öffentlich–rechtlich, nicht mehr abgedeckt werden. Warum wohl sind die Auflagen gerade der spannendsten Tages– und Wochenzeitungen wie „Süddeutsche“ und „Zeit“ in den vergangenen Jahren auf fast das Doppelte gestiegen? Und darum hat auch ein Blatt wie die taz eine Chance. Lassen wir doch den bewegten Medien ihre Spielwiese und nehmen wir uns den besseren Rest. Dietrich Willier