Einmal DDR–BRD und zurück

Bonn (dpa) - Der ehemalige Oberstleutnant der DDR–Grenztruppen, Dietmar Mann, ist laut Ost–Berliner Nachrichtenagentur ADN am vergangenen Samstag in die DDR zurückgekehrt. ADN meldete am Dienstag, der 38jährige sei aus eigenem Entschluß zurückgekommen. Er habe sich der „Obhut“ des Bundesnachrichtendienstes (BND), der ihm inzwischen den Namen Ulrich Marx gegeben hätte, entziehen und umfangreiche Unterlagen mitbringen können. Bundesdeutsche Behörden stehen vor einem Rätsel. Sie unterstrichen gegenüber der Deutschen Presse–Agentur (dpa) in Bonn, das Verhalten von Mann sei „unerklärlich“. Es handele sich „nicht um eine Schlappe des BND“. Der „Fall“ des früheren hohen DDR– Offiziers sei „planmäßig, zielgerichtet, professionell und erfolgreich abgeschlossen gewesen“. Es liege möglicherweise bei dem Überwechseln von Mann in die DDR eine „Kurzschlußhandlung“ vor. Mann habe den Stellen der Bundesrepublik „eine Menge gebracht“. Mann war am 31. August letzten Jahres an einem Ort im Raum Uelzen in die Bundesrepublik übergelaufen. Der 38jährige hatte als Kommandeur des 2. Bataillons des 24. Grenzregiments rund 500 Soldaten befehligt. Es wurde die Befürchtung geäußert, daß der ehemalige Offizier unter Umständen in der DDR „liquidiert“ wird. Für eine Verschleppung durch „Spezialisten“ der DDR gebe es keine Anhaltspunkte, wurde erläutert. Der dpa wurde weiter geschildert, Mann habe einen „guten Job mit Zukunftsperspektiven in der Privatwirtschaft“ im Raum München erhalten. Es sei ihm „sehr gut gegangen“. Der BND habe sich um die soziale Integration von Mann in die Bundesrepublik eingehend gekümmert. Ob es sich bei Mann vielleicht um einen Doppelagenten gehandelt hat oder ob er von der DDR in die Bundesrepublik mit einem Spionageauftrag geschickt wurde, ist bisher nicht bekannt.