Grüner Streit zum „Papst–Plakat“

■ Zitat zur „frauenfeindlichen christlichen Tradition“ sei aus dem Zusammenhang gerissen / Das Plakat habe alle Christen verprellt / Waltraud Schoppe spricht von „Katastrophe“ / Einstampfen gefordert

Berlin (taz) - Der Streit um das Plakat der Bundes–AG Frauen zum Papst–Besuch, auf dem schlicht konstatiert wird: „Christliche Tradition ist frauenfeindlich“, schwelt weiter. Die „Christen bei den Grünen“ werfen in einem Brief der BAG vor, daß das Plakat „alle Christen verprellt“. Es sei „politisch unklug“; sie wollen sich darum „auch öffentlich gegen seine Verbreitung wehren“. Vorwürfe im einzelnen: Ein Zitat (“Ich fand das Weib bitterer als den Tod“) aus dem Alten Testament werde sinnentstellend aus dem Zusammenhang gerissen. Die frauenfeindliche KIRCHLICHE Tradition werde bruchlos zur CHRISTLICHEN Tradition erhoben. Fraktionssprecherin Schoppe erklärte, sie wolle nach Ostern dazu Stellung nehmen. Ihre Kritik formuliert sie ausdrücklich vom Standpunkt der Feministin. Sie halte zwar „die Praxis des Christentums für frauenfeindlich“, sieht jedoch in dem Plakat ganz andere politische Inhalte. Für sie ist es ein Dokument der „Scheiß– egal–Stimmung“ nach der Hes senwahl. Obwohl die Grünen sich nach dieser Wahl mehr um die neuen sozialen Bewegungen kümmern wollten, würden die Christen und mithin tragende Kräfte der Friedens– und Ökologiebewegungen vor den Kopf gestoßen. Waltraud Schoppe: „Eine Katastrophe.“ Weniger eine Auseinandersetzung mit der christlichen Tradition als ökosozialistisches Sektierertum sieht sie in dem Plakat ausgedrückt. Zu der Meldung von gestern teilte der hessische Landesvorstand der Grünen mit, daß nicht ihr Vorstand das „Einstampfen des Plakates“ gefordert habe. Höchstens habe ein einzelnes Mitglied dies bei der Parteizentrale telefonisch gefordert. KH