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Grünes Liebäugeln mit dem „C“ der CDU

■ Vorstandssprecher der Grünen Beckmann sieht in der Öffnung zur CDU zukünftige Strategie der Grünen

Aus Bonn Matthias Geis

Der scheidende Vorstandssprecher der Grünen, Lukas Beckmann, sprach sich gestern gegen eine Fixierung der Grünen auf die SPD und für grüne Gesprächsbereitschaft mit der CDU aus. Es müsse ein „integrierter Bestandteil“ grüner Strategie sein, „auf allen Ebenen der Politik Tolerierungs– und Koalitionsgespräche mit der CDU nicht auszuschließen“. Zwar sei dies mit der heutigen Union noch nicht möglich, doch müßten die Grünen „verstärkt daran arbeiten, in der CDU die Voraussetzungen für solche Gespräche zu schaffen“. In Bezug auf rot–grüne Perspektiven meinte Beckmann, „daß dieser Weg leicht eine Sackgasse über Hessen hinaus bedeuten kann“. In Folge der Umstrukturierung der Industriegesellschaft verliere die SPD zunehmend an Bedeutung und an Prozenten. Sie habe in den 70er Jahren die zukunftsweisenden Diskussionen eher blockiert und habe auch aktuell nur „eine relativ geringe Bedeutung“ bei der Beantwortung umwelt–, sozial– oder friedenspolitischer Zukunftsfragen. Die Grünen, die Beckmann als wertkonservative Partei verstanden wissen will, sollen sich unter dem Motto eines „ökologischen Humanismus“ verstärkt auch auf christliche und liberale Grundwerte beziehen, um so die Identifikation christlich–liberal orientierter Menschen mit den Traditionsparteien aufzuweichen. Beckmann prophezeite, eine „konsequent kritische Hinwendung zum C der CDU“ werde notwendigerweise zu deren Spaltung führen. Ohne inhaltliche Zugeständnisse jedoch wird sich die Attraktivität der Grünen für Unionswähler kaum steigern lassen. Als erste konkrete Konsequenz seiner Öffnungsstratgie nannte Beckmann die Aufhebung der Grünen Forderung nach ersatzloser Streichung des Paragraphen 218.

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