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„Günstige Sozialprognose“ für V–Mann Berger

■ Acht Monate Haft mit Bewährung für Verfassungsschutz V–Mann im Zusammenhang mit der Affäre um das „Celler Loch“

Lingen/Ems (dpa) - Der im Zusammenhang mit der Geheimdienstaffäre um das „Celler Loch“ bekannt gewordene V–Mann Manfred Berger, der für den niedersächsischen Verfassungsschutz gearbeitet hat, ist am Dienstag in Lingen/Ems zu acht Monaten Haft auf Bewährung verurteilt worden. Der mehrfach vorbestrafte Berger ist einer der beiden V–Leute, denen ein 1978 vom Verfassungsschutz auf die Justizvollzugsanstalt Celle verübter Sprengstoffanschlag Zugang zu mutmaßlichen Terroristenkreisen verschaffen sollte. Berger war im Oktober vergangenen Jahres in Lingen festgenommen worden und saß dreieinhalb Monate in U–Haft: In seinem Fahrzeug waren zwei Waffen gefunden worden. Das Gericht hielt die Mindeststrafe für ausreichend, die Tätigkeit Bergers für den Verfassungsschutz und die damit verbundenen Schwierigkeiten fanden strafmildernd Berücksichtigung. Der Vorsitzende gab eine günstige Sozialprognose ab: „Wir haben das Zutrauen, das Sie den Absprung doch noch schaffen.“ Nach der Verhandlung berichtete Berger, der sich sichtlich daran interessiert zeigte, das in den Medien über ihn gezeichnete „negative Bild etwas aufzuhellen“, daß er seit geraumer Zeit auf Kosten des Verfassungsschutzes „im Zwangsurlaub“ sei. Als Gegenleistung sei er zum Schweigen verpflichtet. „Die schicken mich ja nicht umsonst in Urlaub und sagen Machen Sie sich mal ein paar schöne Tage und zahlen dafür Tausende. Ich würde mit Ihnen und Ihrer Position als anständiger Bürger gegenüber dem Verbrecher Berger gerne tauschen.“

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