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D O K U M E N T A T I O N „Ich bin sehr verletzt“

■ Offener Brief von Lukas Beckmann an Rainer Trampert

Rainer, Diffamierungen sollen verletzen und Du warst erfolgreich. Ich bin sehr verletzt. Du hast in den Jahren unserer politischen Zusammenarbeit öfter zum Mittel der persönlichen Diffamierung gegriffen und bist dabei gerade an den jeweils wichtigen politischen Differenzen einer inhaltlichen Stellungnahme ausgewichen. Du wirfst mir also vor, daß ich nicht mehr für den Bundesvorstand kandidiere und sprichst von einer „triefend durchsichtigen Karrierevorbereitung“ mit Blick auf die Heinrich–Böll–Stiftungsinitiative. Ich bin überzeugt, daß eine den Grünen nahestehende und unzweideutig parteiunabhängige Heinrich–Böll–Stiftung sehr viel Positives bedeuten und bewirken kann für eine grundlegende Umgestaltung dieser Gesellschaft (...) Wir hatten zur Vorbereitung der Initiative einige Grundsätze in Form einer Präambel vorgestellt, um die Arbeit einer möglichen Heinrich–Böll–Stiftung zu skizzieren. Auch wenn ich es politisch nicht akzeptieren kann, so kann ich doch sehr wohl verstehen, daß Du und Dein politischer Freundeskreis mit einigen von uns beschriebenen Grundsätzen im Rahmen einer grün–nahen Stiftung Probleme haben. Heinrich Böll war kein Traditionslinker. Er hatte kein taktisches Verhälnis zur Strategie der Gewaltfreiheit oder auch zur Forderung nach Verwirklichung der Menschenrechte in Ost und West, Nord und Süd. Wir haben innerhalb unserer Partei Differenzen in diesen Bereichen. Ich erinnere an die Aktion auf dem Alexanderplatz in Ost–Berlin, wo ich mit anderen für die Ziele einer staatlich unabhängigen Friedensbewegung demonstriert habe. Zusammen mit Thomas Ebermann und Jürgen Reensts sprachst Du damals von einem „Spektakel, Anschein von prominenter Eigenbrödelei und Geltungsbedrüfnis“. Bei der Ankettung in Ankara oder bei der Botschaftsbesetzung in Pretoria hast Du mir gegenüber nie zu diesen Worten gegriffen. Es gibt zu Dir und anderen eben diese Unterschiede in der Bewertung von Menschenrechten bzw. auch in der Bewertung von Möglichkeiten und Grenzen einer gewaltfreien Strategie.(...) Es ist eine meiner großen politischen Ängste, daß wir uns innerhalb der Grünen durch Mißachtung von Gemeinsamkeiten und Forcierung von Unterschieden in eine Situation hineinmanövrieren, die letztlich diejenigen, die irgendwann unausweichlich die Gefängnisgitter von innen betrachten werden, da „draußen“ nur noch zynisches Lächeln wahrnehmen lassen und keine zum Widerstand bereits und ausgestreckte Hand. Bis bald! Lukas Beckmann

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