: Grenzwerte mehr als verdoppelt
■ EG–Kommission empfiehlt drastische Heraufsetzung der Höchstwerte für verstrahlte Lebensmittel Milchprodukte künftig bis 1.000 Becquerel erlaubt? / Diplomaten erwarten harte Auseinandersetzungen
Brüssel (dpa/taz) - Die EG– Kommission hat am Mittwoch eine drastische Erhöhung der Grenzwerte für Radioaktivität in Lebensmitteln vorgeschlagen. Nach dem Willen der Kommission sollen in der EG bei Milchprodukten künftig Cäsiumbelastungen bis zu 1.000 Becquerel pro Liter statt bisher 370 Becquerel erlaubt sein, bei anderen Lebensmitteln 1.250 statt bisher 600 Becquerel. Die jetzige Grenzwertregelung war im Mai 1986 nach dem Unfall in Tschernobyl beschlossen worden und läuft am 31. Oktober aus. Die EG–Außenminister werden am Dienstag über den Kommissionsvorschlag beraten. Sie müssen einstimmig neue Grenzwerte beschließen. Nach Angaben eines Sprechers soll das neue „ständige System“ von Strahlungs–Höchstwerten „im Fall eines Atomunfalls“ in Kraft treten, also nicht automatisch die bisherige Regelung ersetzen. Vor allem Frankreich hatte wesentlich großzügigere Grenzwerte gefordert. Die neue Regelung soll nicht nur für Nahrungs–Importe, sondern auch für EG–Produkte gelten, und sieht auch gesonderte Werte für Jod, Strontium und Plutonium vor. Für Jod und Strontium sollen Kilo/Liter–Grenzwerte von 500 (Milch) und 3.000 Becquerel (andere Lebensmittel) sowie 400 Becquerel (Trinkwasser) gelten. Für Plutonium sind 20 (Milch) und 80 Becquerel (andere Lebensmittel) sowie 10 Becquerel bei Trinkwasser vorgeschlagen. Für Cäsium lautet der Vorschlag auf 800 Becquerel in Trinkwasser und 2.500 Becquerel in Futtermitteln. Diplomaten in Brüssel erwarten erheblichen Streit um den Kommissionsvorschlag im EG– Außenministerrat. Es sei fraglich, ob Länder wie Dänemark, die Niederlande und auch die BRD den neuen Werten zustimmen. Die Erhöhung der Grenzwerte ist von Umweltgruppen als „Frontalangriff auf die Gesundheit der Bevölkerung“ kritisiert worden.
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