: Grönland wird von Rot–Grün regiert
■ Bei den vorgezogenen Wahlen legten die Grünen einen Sitz zu / Streit um US–Radaranlagen löste Neuwahlen aus, doch wurden Wohnungsnot und Alkoholprobleme bestimmende Themen
Nuuk (dpa) - Die bisherige Koalition aus Sozialdemokraten und Grünen in Grönland hat bei den Parlamentswahlen am Dienstag ihre absolute Mehrheit verteidigt. Sprecher der sozialdemokratischen Siumut–Partei und der grünen Inuit–Partei kündigten in ersten Kommentaren am Mittwoch ihre Bereitschaft zur Fortsetzung der bisherigen Zusammenarbeit an. An den vierten Wahlen seit Einführung der Selbstverwaltung 1979 beteiligten sich 70 Prozent der 37.000 stimmberechtigten Grönländer. Größte Partei im neuen „Landsting“ wurde erneut Siumut, gefolgt von der bürgerlichen Oppositionspartei Atassut. Beide Parteien verloren Stimmen, stellen aber weiterhin elf Abgeordnete. Die Grünen erhielten ein zusätzliches Mandat und entsenden künftig vier Abgeordnete. Ein Mandat erhielt die neugegründete Polar–Partei. Obwohl die Selbstverwaltung Fragen der Außen– und Verteidigungspolitik weiter in der Verantwortung des kolonialen „Mutterlandes“ Dänemark beließ, war es ausgerechnet ein Streit über die US–Radaranlagen bei Thule im Norden Grönlands, der den Anstoß für die Parlamentswahlen gab. In den USA begann der Streit, ob die von der US–Regierung geplante Modernisierung der Radaranlage von Thule einen Verstoß gegen den ABM–Vertrag mit der Sowjetunion darstellt. Im Wahlkampf allerdings spielten eher Fragen des Alltags von 54.000 Grönländern eine Rolle. So hat vor allem in Nuuk, der Hauptstadt mit knapp 10.000 Einwohnern, in den letzten Jahren mit dem anhaltenden Zuzug von Grönländern aus Klein– und Kleinstsiedlungen die Wohnungsnot katastrophale Ausmaße angenommen, ebenso das Alkoholproblem auf der Insel. Die Grönländer haben hier mit enormen Folgekosten im Sozial– und Gesundheitswesen eine Bürde aus der jahrhundertelangen Existenz als von Dänemark ausgebeutete Kolonie zu tragen.
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