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Reagan: NATO soll im Golf Ölschiffe schützen

■ Reagan verweist auf Abhängigkeit der europäischen Versorgung mit Golf–Öl / Iraner warnen vor Konfrontation durch „fremde“ Mächte / USA wollen 1.600 Luft–Boden–Raketen an Saudi–Arabien verkaufen / Kongreß äußert gegen den Verkauf starke Bedenken

Washington (dpa/ap/taz) - Im Vorfeld seiner Europareise hat US–Präsident Reagan die europäischen NATO–Staaten aufgefordert, sich an der Sicherung der Öltransporte durch den Persischen Golf zu beteiligen. In einer Rede anläßlich des 40. Jahrestages des Marshallplans zum wirtschaftlichen Wiederaufbau Europas sagte er: „Die Abhängigkeit unserer Alliierten von der Ölversorgung aus jenem Gebiet ist kein Geheimnis. Während des bevorstehenden Gipfels in Venedig werden wir die gemeinsamen Sicherheitsinteressen im Persischen Golf dis kutieren, die die westlichen Demokratien teilen. Die Zukunft gehört den Mutigen. Freie Männer sollten sich vor solchen Herausforderungen nicht drücken.“ Die europäischen NATO–Staaten, mit Ausnahme der Niederlande und, mit Einschränkungen, Großbritanniens, hatten Pentagon–Chef Weinberger vor kurzem eine Absage erteilt, als er eine gemeinsame militärische Präsenz im Persischen Golf vorschlug. Der stellvertretende iranische Außenminister Mohamad Javad Larijani warnte am Dienstag in Bonn nachdrücklich vor einer Ent sendung von fremden Flotteneinheiten in den Persischen Golf, die nur zu einer Konfrontation und einer Gefährdung der ganzen Region führen könne. „Wir brauchen keinen Wachtposten oder eine fremde Macht am Golf, sondern kollektive Sicherheit durch Verzicht auf militärische Gewalt“, sagte Larijani. Zwei Tage vor Reagans Abflug nach Europa, wo er vom 8. bis 10. Juni an der Gipfelkonferenz der wichtigsten westlichen Industriestaaten in Venedig teilnimmt, wiederholte der US–Präsident die wesentlichen wirtschaftspolitischen Forderun gem der USA: Öffnung der Märkte, wachstumsorientierte Wirtschaftspolitik, Abbau der Agrarsubventionen. Währenddessen forderte die US–Regierung den Kongreß auf, dem Verkauf von 1.600 Luft–Boden–Raketen vom Typ Maverick an Saudi–Arabien zuzustimmen. Der US–Kongreß hatte zwar bereits 1984 einem Verkauf zugestimmt, doch hatte sich die Auslieferung verzögert, weil Saudi–Arabien auf eine verbesserte Ausführung bestand. Das 360–Millionen– Geschäft muß daher vom Kongreß neu bestätigt werden. Das Ersuchen um Zustimmung des Kongresses war vom Weißen Haus im Mai zweimal verschoben worden. Gegen die Waffenlieferung gibt es im Kongreß eine starke Opposition. Die Saudis, so die Kritiker, hätten sich in der „Stark“–Krise als unzuverlässige Partner erwiesen.

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