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Demoskopie für Atomkraft

■ Mit geschickt formulierten Fragen erforscht das Allensbacher Institut für Demoskopie Zwei–Drittel–Mehrheit für Atomkraft / Nur 14 Prozent der Bevölkerung weiß, wieviele Reaktoren in der BRD am Netz sind

Aus Karlsruhe Dietrich Willier

Zwei Drittel der bundesdeutschen Bevölkerung, so hat Frau Noelle– Neumann vom CDU–nahen Allensbacher Institut für Demoskopie zum Abschluß der Atomernergietagung ihre neueste Untersuchung vorgestellt, seien für Atomenergie, alles andere sei Manipulation durch „selektive Veröffentlichungen“. Die Studie wurde im Auftrag des Deutschen Atomforums erstellt. Die „Hauptirreführung entstehe bei der Auswahl der Nachrichten durch die Medien“. Da, so Frau Noelle–Neumann, wäre es doch „schwer erträglich, wenn unsere Überzeugungen vom Wege der Demokratie umschlagen würden in ein Ausschalten des Sachverstandes“. Betrachtet man aber die Frage stellung, mit der Frau Noelle– Neumann an das Thema heranging, wird die „Selektion“ schnell deutlich. Zu elf Fragen hatte das demoskopische Institut Allensbach Ende März 2156 Antworten eingeholt. Gefragt wird beispielsweise, mit welcher Art Energieerzeugung zukünftige Versorgung geleistet „wird“. 70 Prozent tippen auf Atomenergie, 47 Prozent auf Kohle, 42 Prozent auf Sonnenenergie. Wie die Fragen aber ausgesehen hätten, wenn die Befragten ihre Fragen selbst formuliert hätten, zeigt das folgende Beispiel: Langfristig nutzen wollen die Atomenergie ganze 27 Prozent. Zählt man jedoch alle die zusammen, die nicht „sofort“ alle Atomkraftwerke stillegen wollen, so sind das stattliche 84 Prozent. Daß weitere Atomkraftwerke gebaut werden müssen, davon sind nur 8 Prozent der Befragten überzeugt. Taktisch klug auch die Frage nach einem einseitigen Ausstieg aus der Atomenergie durch die BRD. 57 Prozent glauben natürlich nicht, daß eine Gefährdung dann ausgeschlossen ist. Daß Energieerzeugung durch Atomreaktoren billiger oder umweltfreundlicher ist, daß sie unabhängiger vom Ausland mache, oder daß aus Atomreaktoren keine Radioaktivität austreten könne, glaubt jeweils eine Minderheit (28–44 Prozent). Nachteile, wie Gefahren durch Atommüll, Umweltverschmutzung, mangelnde Sicherheit sehen dagegen zwischen 41 und 77 Prozent. 67 Prozent der Befragten halten zum Beispiel deutsche Atomkraftwerke für sicherer als den Ofen von Tschernobyl, aber nur 35 Prozent haben großes Vertrauen zu hiesigen Meilern. Nur ganze 36 Prozent halten die Sicherheit deutscher Reaktoren für ausreichend. „Die Kernenergie hat eine Zukunft“, das sei die Überzeugung des weitaus größten Teils der Bevölkerung, folgert aus ihrer Umfrage Frau Noelle–Neumann. Eine Mehrheit für den sofortigen Ausstieg gebe es auch heute nicht. Tschernobyl, so die Demoskopin, habe zwar Angst und Unsicherheit erzeugt, aber auch eine neue Nüchternheit. Gerade 14 Prozent der Befragten wußten, wieviel Atomreaktoren am Stromnetz der BRD hängen.

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