: Massenverhaftungen in Südkorea
■ 2.600 Verhaftungen vor Protesttag der Opposition / Am heutigen Mittwoch wird der offizielle Nachfolgekandidat von Präsident Chun Doo Hwan gekürt / 75.000 Polizisten im Einsatz / Opposition kündigt Großdemonstration an / Landesweite Proteste an den Hochschulen
Seoul (afp/ap) - Einen Tag vor den für heute erwarteten umfangreichen Protestdemonstrationen verschiedener Oppositionsgruppen anläßlich des Parteitages der regierenden Demokratischen Gerechtigkeitspartei hat die südkoreanische Polizei am Dienstag etwa 40 führende Vertreter der Opposition unter Hausarrest gestellt, die Bewachung für das bereits unter Belagerungszustand stehende Haus des liberalen Oppositionellen Kim Dae Jung verstärkt und 2.600 weitere mutmaßliche Regierungsgegner vorübergehend festgenommen. Die Innenstadt von Seoul, wo allein 26.000 Mitglieder von Anti–Terroreinheiten der Polizei im Einsatz sind, wurde weiträumig abgeriegelt. In den größeren Städten des Landes sollen weitere 58.000 Polizisten für Grabesruhe sorgen. Vor allem vor der Zentrale der regierenden Demokratischen Gerechtigkeitspartei wurden die Sicherheitsvorkehrungen verstärkt. In der Nacht zum Dienstag wurden in den Universitäten der Hauptstadt großangelegte Razzien durchgeführt. Kirchliche und zivile Oppositionsgruppen haben für heute zu landesweiten Großdemonstrationen aufgerufen, um ihrer Forderung nach einer Demokratisie rung Nachdruck zu verleihen und gegen die von dem regierenden Diktator angepeilte Nachfolgeregelung zu protestieren. Chun Doo Hwan hatte am 13. April verkündet, die von der Opposition seit langem geforderte Verfassungsänderung für eine Direktwahl des Präsidenten werde auf unbestimmte Zeit nach der Olympiade 1988 in Seoul vertagt. Stattdessen plant die Demokratische Gerechtigkeitspartei auf ihrem heute beginnenden Parteitag, den Ex–General und Parteivorsitzenden Roh Tae–Woo zum Präsidentschaftskandidaten der Regierungspartei zu küren. Bei diesem Verfahren würde der nächste Präsident Süd koreas wie bisher auch von einem Wahlmännergremium gewählt. Vertreter der wichtigsten Oppositionspartei haben bereits am Montag 100.000 Flugblätter verteilt und die Bürger zur Teilnahme an einer nationalen Bewegung gegen dieses Verfahren aufgerufen. Nach Presseberichten hielten am Dienstag in rund 35 südkoreanischen Hochschulen Studenten Protestveranstaltungen gegen die Regierung ab. In der Hauptstadt Seoul kam es an drei Universitäten zu Zusammenstößen zwischen den Studenten und der Polizei.
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