Israelische Delegation trifft PLO–Vertreter in Budapest

■ Gespräche begannen am Donnerstag in der ungarischen Hauptstadt / Orientalische Juden sagten Teilnahme ab / Staatsanwalt in Israel ermittelt bereits gegen israelische Teilnehmer

Aus Tel Aviv Amos Wollin

Eine israelische Delegation unter Führung des Parlamentsabgeordneten Charlie Bitton ist am gestrigen Donnerstag mit Vertretern der Palästinensischen Befreiungsorgantisation (PLO) in Budapest zusammengetroffen, um Perspektiven für einen Frieden im Nahen Osten auszuloten. Die Mitglieder des PLO–Exekutivkomitees Abu Mazen und Abdel–Rassak Yahya leiten die palästinensische Delegation. Die Gesprächsrunde ist nach einem Treffen in Rumänien im November letzten Jahres bereits die zweite dieser Art. Auch diesmal gab es unter den israelischen Gruppen im Vorfeld Kontroversen um eine Beteiligung. Immerhin fünfzehn Personen aus Entwicklungsstädten für Neueinwanderer, Vororten und Mapam–Kibbuzim sind nun mit von der Partie. Die linkssozialdemokratische Mapam wollte jedoch offiziell nicht an den Gesprächen teilnehmen. Die Sepharden–Organisation „Der Osten für den Frieden“ hat dem Druck israelischer Behörden nachgegeben und ist, wie schon im Herbst, zu Hause geblieben. Auch die „Progressive Friedensliste“, eine im Parlament ver tretene Partei, bleibt den Gesprächen fern, weil „unter den gegenwärtigen Bedingungen keine praktischen Ergebnisse erwartet werden können“. Charlie Bitton, Mitglied der von der Kommunistischen Partei angeführten „Demokratischen Front“, wies vor Beginn des Treffens darauf hin, daß die Angehörigen der Delegation unterschiedliche politische Standpunkte einnähmen, jedoch in einem Punkt einig seien: bei der Anerkennung der PLO als einzig legitimer Repräsentantin des palästinensischen Volkes. Bitton appellierte in diesem Zusammenhang an die israelische Regierung, sich an einer internationalen Nahost–Friedenskonferenz unter Einbeziehungder Palästinensischen Befreiungsorganisation zu beteiligen. Der israelische Polizeichef David Kraus hat unterdessen bekannt gegeben, daß er bereits mit der Generalstaatsanwaltschaft über mögliche juristische Schritte gegen die Delegationsmitglieder konferiert hat. Die Israelis, die an der ersten Gesprächsrunde in Rumänien teilgenommen hatten, waren bei ihrer Rückkehr einem Verhör unterzogen worden. Vier von ihnen stehen derzeit wegen nicht genehmigter PLO–Kontakte vor Gericht, ein „Vergehen“, das im rahmen der Anti–Terror–Gesetze mit Haftstrafen bis zu drei Jahren geahndet werden kann. In Israel wird schon in naher Zukunft auch mit einem Treffen israelischer und palästinensischer Künstler auf Initiative der PLO gerechnet. Bereits am Samstag ist das „Neve Zedek“–Theater in Tel Aviv Schauplatz einer Künstler– Konferenz unter dem Motto „Gemeinsam gegen die Besatzung und für Frieden und Freiheit im künstlerischen Schaffen“.